Mettmann. . Dauerausstellung des Museums hat für 700 000 Euro ein Update verpasst bekommen. Neue Vorfahren bevölkern die Etagen. Begegnung mit dem Vetter im Spiegelkabinett.
- Dauerausstellung des Museums wurde für 700 000 Euro überarbeitet
- Neue Vorfahren bevölkern die Etagen und erzählen ihre Geschichte(n)
- Spiegelkabinett macht genetische Verwandtschaft mit dem Neanderthaler bewusst
Das Neanderthal Museum hat gerade mal knapp eine Stunde geöffnet, da drängeln sich im Eingangsbereich schon zig Besucher. Sowohl große als auch Gruppen von kleinen Gästen. Sie gehören mit zu den Ersten, die auf Schritt und Tritt alle die Neuigkeiten entdecken können, die es erst seit dieser Woche gibt: Das Haus hat zum 20. Geburtstag ein „substanzielles Update“ im Gesamtwert von 700 000 Euro spendiert bekommen.
Maßgeblich ermöglicht haben das die NRW-Stiftung, der LVR, der Kreis Mettmann und die Neanderthaler Gesellschaft. Die letzte große Überarbeitung, bei der die Dauerausstellung sogar zu 80 Prozent erneuert worden ist, gab’s in 2006. „Alle zehn Jahre muss man so etwas machen, der Rhythmus könnte gerne auch kürzer sein“, erzählt Museumsdirektor Prof. Gerd-Christian Weniger beim Rundgang. Schließlich gebe es permanent neue wissenschaftliche Erkenntnisse, änderten sich zudem die Sehgewohnheiten.
So kann sich der Besucher nunmehr unter sowohl sehens- als auch hörenswerte Hominine mischen – die extrem realistischen Rekonstruktionen haben die Bildhauer Adrie und Alfons Kennis geschaffen – und Teil des evolutionären Stammbuschs (wohlgemerkt nicht Stammbaums) werden. Und sich von einem weltberühmten Fund wie „Lucy” oder einem Urururahnen aus Marokko Autobiographisches und die zugehörige Forschungsgeschichte erzählen lassen. Komplett erneuert sind laut Weniger die Forscherboxen, bei denen es ungezählte Kläppchen zu öffnen und Einschübe herauszuziehen gibt, um so Hintergrundinfos und manchen Durchblick zu kriegen. Interaktiv und unten mit einer Extra-Kinderebene mit spielerischen Elementen und Objekten zum Anfassen.
Im Spiegelkabinett folgt die Begegnung mit dem Neanderthaler persönlich, von dem jeder noch eine Portion Erbgut in sich trägt. Der Besucher spiegelt sich vielfach mit seinem Vetter und bekommt anschaulich seine genetische Verwandtschaft unter die Nase gerieben. Interessant auch die Einblicke im „Archäo-Wunderland“, das anhand von Ausgrabungen und Labormodellen vor Augen führt, wie Wissenschaftler der Menschheitsgeschichte auf die Schliche kommen. Wer möchte, kann sich zum Abschluss für ein Familienfoto mit Ahnen und Zeitgenossen auf ein Sofa flezen und „Teil der globalen Menschenfamilie“ (Weniger) werden.
Immer hübsch ökonomisch denken
Ein Highlight der besonderen Art ist wohl auch die Bilanz des Neanderthal Museums. Bis zu 75 Prozent der Kosten werden durch Eintrittsgelder sowie (zu einem nur geringen Teil) durch Projektgelder aufgebracht. Das sei NRW-weit spitze, berichtet Weniger auf Nachfrage. Üblich sei bei Museen eine „Einspielquote“ von vier bis 30 Prozent: „Wir denken halt immer ökonomisch.“