Der Verein Schlüsselregion vernetzt seit 2006 die Wirtschaft in Velbert und Heiligenhaus, machte Niederberg zum Hochschulstandort.
- Vor zehn Jahren sammelte der Unternehmer Ulrich Hülsbeck Mitstreiter um sich und gründete ein Netzwerk
- Der Verein „Schlüsselregion“ soll Identität stiften und die Industrie nach außen vertreten
- Mit den Unis Wuppertal und Bochum sind auch zwei Hochschulen im Boot
Wenn sich die Wirtschaft vor Ort weiterentwickeln soll, dann ist ein Hochschulstandort in der Nähe von großem Vorteil. Von diesem Gedanken getragen, scharte Unternehmer Ulrich Hülsbeck 2006 insgesamt 19 Mitstreiter um sich, um ein Netzwerk ins Leben zu rufen. Nach Gesprächen mit dem Rektor der Universität Wuppertal habe sich schnell abgezeichnet, dass die Uni eine Professorenstelle für einen Hochschulstandort in Velbert finanzieren würde, berichtet Hülsbeck, der Geschäftsführer des Automobilzulieferers Huf, Hülsbeck & Fürst und Vorstandsvorsitzender des Vereins Schlüsselregion ist. „Als dann auch noch die Städte Velbert und Heiligenhaus einstiegen, bekam die Sache Schlagkraft“, so Hülsbeck. Wenige Wochen später feierte der Verein Schlüsselregion seine Gründung.
49 Prozent der Wirtschaft in Velbert und Heiligenhaus bestehe aus Industrie, sagt Dr. Thorsten Enge, von Anfang an Geschäftsführer des Vereins Schlüsselregion. „Wir wollen das Alleinstellungsmerkmal der Region herausstellen und zur Identitätsstiftung beitragen“, erklärt er eines der Ziele des Vereins. Dass Velbert die Stadt der Schlösser und Beschläge ist, wisse hier fast jeder, Menschen von außerhalb aber kaum. „Nur in der Branche ist das bekannt“, sagt Enge.
Der Verein arbeitet daran, dass sich das ändert. Seit 2006 ist die Mitgliederzahl stetig gestiegen, mittlerweile sind 184 Firmen aus Velbert und Heiligenhaus Mitglied: von den Großen wie Huf, Hülsbeck & Fürst oder Emka über viele kleinere Unternehmen – „das kleinste hat drei Mitarbeiter", sagt Ulrich Hülsbeck – bis hin zu Verbänden wie der IHK Düsseldorf, den Städten Velbert und Heiligenhaus, dem Kreis Mettmann und den Stadtwerken. Enge schätzt, dass 350 Unternehmen für eine Mitgliedschaft in Frage kämen. „Wenn wir 200 erreichen, wäre das schön“, bleibt er aber realistisch.
Gebündelt auftreten
Diese Unternehmen kann der Verein gebündelt vertreten – wie kürzlich mit einem eigenen Stand auf der „Security“-Messe in Essen. Auch unter den Mitgliedsfirmen sorgt die Schlüsselregion für Vernetzung. Vier bis fünf Mal im Jahr findet ein Wirtschaftsfrühstück oder ein Netzwerktreffen am Abend statt. „Da kommen immer 80 bis 100 Leute“, sagt Ulrich Hülsbeck. Die diskutieren dann über ein Vortragsthema, vor allem gehe es aber um den lockeren Austausch, ergänzt Thorsten Enge. „Bei vielen gehen die Kinder auf dieselbe Schule oder man kennt sich vom Tennis, das ist kein klassisches Business-Meeting.“ Hülsbeck sieht große Vorteile in diesem Miteinander: „Das Thema Fachkräfte etwa können die Unternehmen sehr gut zusammen lösen.“
Duales Studium vor Ort
Zum Beispiel durch die regelmäßige Ausbildungsmesse der Schlüsselregion. Nicht nur beim vergangenen Termin Mitte September kamen 500 Teilnehmer ins Forum Niederberg. Hinzu kommt das gemeinsame Internetportal www.das-mache-ich.de, auf dem sich Interessierte über Ausbildungsmöglichkeiten in Velbert und Heiligenhaus informieren können.
Und sie können vor Ort studieren, wenn sie möchten. Denn neben der Außenstelle der Uni Wuppertal gründete die Schlüsselregion mit dem Campus Velbert/Heiligenhaus eine Zweigstelle der Uni Bochum in Heiligenhaus. Über 100 Studenten bietet die Schlüsselregion jährlich eine Studienmöglichkeit. Davon profitieren die Unternehmen auch direkt. „Für die Firmen ist es überlebenswichtig, gute Mitarbeiter zu haben“, sagt Ulrich Hülsbeck aus eigener Erfahrung. Und gute Leute könne man mit so einem Angebot – zum Beispiel einem dualen Studium – besser in der Region halten.
Und schließlich sei es den Unternehmen auch wichtig, sich vor Ort sozial zu engagieren. Beim selbst organisierten Aktionstag haben 80 Unternehmen kürzlich ihre Mitarbeiter für einen Tag freigestellt, um Projekte oder gemeinnützige Einrichtungen zu unterstützen. Die haben zum Beispiel in Kitas oder Flüchtlingsunterkünften angestrichen. „Wir wollen zeigen: Die Region steht zusammen, es gibt eine innere Verbundenheit“, sagt Thorsten Enge.
Dies sei umso wichtiger, weil die Industrie vielerorts aussterbe, so Hülsbeck. „Wir wollen die Region lebendig halten, wir wollen weiter die Region der Schlösser und Beschläge bleiben.“