Ein Velberter Paar hat von der Stadt die Alte Feuerwache imKoven 3 gekauft. Geplant sind dort eine Werkstatt und Wohnungen.
„Gott zur Ehr, den Nächsten zur Wehr“, steht in Stein gemeißelt an der Hauswand. Ein bisschen Gottvertrauen braucht man schon, dazu viel Liebe zu alten Gebäuden und Mut, um sich diesen Traum vom Wohnen zu erfüllen: Eine Kürschnerin und ein Zimmermann haben die Alte Feuerwache im David Peters Quartier gekauft.
Zwei Jahre lang dauerten die Gespräche zwischen Susanne Hielscher, ihrem Lebensgefährten Stefan Heckmann und der Stadt Velbert. Unzählige Male traf man sich zur Ortsbesichtigung in dem total heruntergekommenen Gebäudekomplex, bis sich die 52-Jährige vor etwa acht Wochen über ihr schönstes Geburtstagsgeschenk freuen konnte: „Da haben wir dann den Zuschlag bekommen.“
Freie Wochenenden, Urlaub, Beine hochlegen, all das können die beiden wohl erst einmal vergessen – denn sie werden das denkmalgeschützte Objekt aus dem Jahr 1897 in Eigenregie auf Vordermann bringen. „Alles andere ist auch unbezahlbar“, meint Architekt Heiko Favro und hebt den Blick bedeutungsvoll in Richtung Dachgiebel. In der Tat: Was hier alles zu tun ist – einfach unvorstellbar. „Aber mit einem Fachmann geht das. Und er ist ja mit Holz verheiratet“, meint Architekt Favro trocken, und Zimmermann Stefan Heckmann grinst: „Ja, da hängt Herzblut dran, sonst macht man so etwas nicht.“
Stefan Heckmann und Susanne Hielscher haben sich in den letzten Jahren so manches alte Haus angeschaut. „Aber richtig überzeugt hat uns nichts. Wir suchten ja vor allem etwas, wo ich auch meine Werkstatt unterbringen kann, da gab es wenig“, erzählt die Kürschnerin. Als sie dann vor zwei Jahren die Alter Feuerwache entdeckten, war es um die beiden geschehen. „Das Gebäude ist ideal, wohnen und arbeiten unter einem Dach war immer unser Wunsch.“ Und da sie in einem „ruhigen Gewerbe“ arbeitet, sah die Stadt hier auch keine Probleme. Grünes Licht gab es bei der Bauvoranfrage auch für die Pläne, in der ersten und zweiten Etage Wohnraum zu schaffen – wobei natürlich jeder jetzt folgende Schritt in enger Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Denkmalschutz erfolgt.
Kein Einwand gegen Dachterrasse
„Der Aufwand ist extrem. Aber es wird sich lohnen“, ist die Velberterin überzeugt. Komplett neue Leitungen sind nötig, dazu ein neues Dach, schließlich gammelte die Alte Feuerwache die letzten 15 Jahre vor sich hin. Dass sich hier ein ungeschliffener Diamant verbirgt, zeigt sich bei dem kleinen Rundgang auf den ersten Blick. Etwa 100 Quadratmeter groß ist die erste Etage, die das Paar selbst bewohnen möchte. Dabei soll die Großzügigkeit, die eindrucksvolle Weite des Raumes weitgehend bestehen bleiben. Keinen Einwand seitens der Stadt und des Denkmalamtes gibt es auch gegen eine geplante Dachterrasse. Zum Glück steht das benachbarte Flachdach nicht unter Denkmalschutz und kann daher nach ihren Wünschen überarbeitet werden. „Den Wohnraum oben wollen wir vermieten, wegen der Dachschräge ist er natürlich kleiner.“ Und hat ein wunderschönes Fenster, das selbstredend nicht herausgerissen wird – auf die Idee würden die beiden nie kommen.
Die Halle in dem 400 Quadratmeter großen Komplex, in der einst die Feuerwehr-Wagen standen und bislang die des DRK, soll als Garage vermietet werden. „Für Oldtimer oder andere hochwertige Wagen“, erläutert Stefan Heckmann, der bei aller auf drohenden Arbeit schon jetzt darauf besteht: „Der Sonntag bleibt frei.“
Das Treppenhaus mit den wunderschönen gedrechselten Traillen aufzuarbeiten, hat sich Susanne Hielscher unter anderem vorgenommen. „Sonst werd ich wohl viele Brötchen schmieren und zur Hand gehen.“ Bis die beiden hier einziehen, fließt noch viel Schweiß, und es wird vielleicht Jahre dauern. Doch der Lohn ist ihnen gewiss: Wohnen in einem absolut ungewöhnlichen, atemberaubenden Domizil.