Velbert. . Tag des offenen Denkmals: Das Scheindorf auf dem Rottberg sollte Angriffe auf die Krupp-Werke verhindern. Heute steht dort nur noch ein Bunker.

  • Zum Tag des offenen Denkmals öffnete auch der Leitbunker des ehemaligen Scheindorfs
  • Die Anlage auf dem Rottberg in Velbert sollte im 2. Weltkrieg die Krupp-Werke schützen
  • Dass der Bunker noch steht, ist angeblich einem Bauern zu verdanken

Bombenabwurf auf die Krupp-Werke? Das sollte im Zweiten Weltkrieg möglichst verhindert werden. Immerhin befand sich in Essen die größte und wichtigste Rüstungsschmiede Deutschlands. Also wurde die Nachtscheinanlage am Rottberg errichtet. Lange wusste man kaum etwas darüber: „2011 sind wir erst auf das Gebäude aufmerksam geworden“, erinnert sich Diplom-Architekt Josef Johannes Niedworok. „Ich wohne selbst in der Nähe und es gab keine Geschichtsschreibung hierüber. Aber dann hörte man von Zeitzeugen in der Nachbarschaft, dass es wohl ein Scheindorf gegeben hat, wir haben alte Luftbilder gesichtet und schließlich haben wir die Stelle gefunden.“ Seitdem wurde geforscht und gesucht. Und seit 2013 ist der Bunker, der noch vom Scheindorf übrig geblieben ist, ein eingetragenes Denkmal der Stadt Velbert. Ein spannender Ort, um sich am Tag des offenen Denkmals auf die Spuren der Geschichte zu begeben.

Mit einfachsten Mitteln wurde am Rottberg der Schein erweckt, dass es sich um eine Industrieanlage handele. „Das Gelände war etwa 2,5 x 1,5 Kilometer groß und damit natürlich kleiner als die Krupp-Werke.“ Dennoch führten die nächtlich beleuchteten Scheinanlagen, die meist einfache Holzkonstruktionen waren, die Alliierten, die ihre Angriffe nachts flogen, immer wieder in die Irre.

„Anfangs wurde mit Grobpeilung geflogen“, so Niedworok. „Da musste man sich bei Angriffen nach Sicht orientieren. Und auch wenn die Scheinanlage wesentlich kleiner als die Krupp-Werke waren, hat die Vielzahl an Nachbildungen, unter anderem eine zweigleisige Eisenbahn, dafür gesorgt, dass in den ersten Jahren weitaus mehr Angriffe auf das Scheindorf als auf das echte Krupp-Werk stattfanden.“

Erst mit dem Q-Report von 1942 änderte sich das. Unter dem Titel „57 Essen 1“ wurde im Bomber Command Headquarter vermerkt, dass da auf dem Rottberg was nicht stimmen konnte – das Scheindorf wurde nicht mehr angegriffen. „Nach dem Krieg ist alles entnommen worden, was zu gebrauchen war. Die Bohlen der Eisenbahn sind heute noch super Zaunpfähle an den Weiden“, so Niedworok. Und somit ist aus der Vergangenheit nur noch der Bunker übrig: „Da hatte ein Bauer eine Kuh reingestellt und konnte die Alliierten davon überzeugen, dass es sich um einen Stall handelt.“

Der Bunker war das einzige Gebäude des Scheindorfs, was keine Attrappe war. „Die Wände sind 1,10 Meter dick und die Decke hat eine Stärke von 1,60 Meter“, erklärt Wolfgang Erley. Stufenscharten befinden sich in einem Schichtsystem an den Seiten, damit Bombenpartikel nicht in das Innere des Bunkers gelangten. „Wenn Angriffe drohten, schoben hier fünf bis sieben Mann Nachtschicht“, so Erley „und steuerten sämtliche Attrappen aus dem Inneren des Bunkers.“ Selbst eine Schlackenpfanne gab es. Hier befand sich ein Benzin-Öl-Gemisch, das elektrisch gezündet werden konnte. „So konnte man den bombenwerfenden Flugzeugen simulieren, ja, ihr habt da was getroffen.“