Neviges. . Es ist faszinierend, wenn Profi-Golfer den weißen Ball präzise über die Bahnen jagen – dachte sich auch WAZ-Mitarbeiterin Isabel Nosbers. Ein Selbstversuch.
Schwungvoll landet der Ball aus dem Sandbunker auf dem Grün. Toller Schlag, leider nicht von mir, sondern vom frischgebackenen Clubmeister des Golfclubs Velbert Gut Kuhlendahl, Kevin vom Endt. Gerade mal 21 Jahre alt. Dass seine Schläge so perfekt sitzen, hat nicht nur mit Talent, sondern auch mit seiner Erfahrung zu tun. Seit er drei ist, schwingt er den Schläger. Heute versuche auch ich mich einmal.
Meine Lehrerin Nina Schulte von der Leadbetter Golfacademy zeigt, wie es geht. Linke Hand oben, rechte darunter, leicht in die Knie gehen und Gewicht aufs linke Bein verlagern. Der Golfschläger ist doch viel zu kurz, oder? „Nein, wir müssen uns wirklich so weit nach unten beugen“, sagt sie lächelnd. Und dann geht es zum ersten Abschlag. Mit Schwung. Leider ohne den Ball zum Rollen zu bringen. „Golf ist eine komplexe Sportart“, erklärt meine Lehrerin. „Wir haben viele Profisportler hier, auch vom Hand- und Fußball, aber alle stellen fest, dass Golfen nicht so einfach ist, wie gedacht.“
Weiter Weg zur Platzreife
Dennoch entdecken viele den Spaß am Sport gerade auf dem Platz in Neviges. „Unser Golfclub ist einzigartig familiär, sportlich und jung“, freut sich Michael Ogger, Geschäftsführer. „Hier finden Sie nicht überall karierte Hosen und Champagnerflaschen; es geht bei uns leger zu.“ Das ist ihm wichtig. „Das gelebte Statussymbol bleibt zu Hause, bei uns wird nicht damit kokettiert, was man hat, sondern es geht darum, Sport unter Freunden zu betreiben.“
Auf der 18-Loch-Anlage genießen dieses Familiengefühl 1100 Mitglieder, diese hohe Zahl spricht dafür, dass das junge Konzept des Clubs gerne angenommen wird. Doch nicht nur die gute und legere Stimmung sorgt dafür, dass die Bälle gern auf Velberts Grün gespielt werden. „Wir haben viele Zusatzangebote. Eine in Europa einmalige Indooranlage, Kinderbetreuung und vieles mehr.“ Und dann ist da noch der Golfplatz: „Unser Course ist extrem kurzweilig, jede Bahn hat ihren eigenen Charakter und das typische Hin und Her, wie es auf anderen Plätzen herrscht, gibt es nicht“, so Ogger.
„Auf dem Platz wird es einem nie langweilig. Die Topografie des Platzes bedingt ein leicht hügeliges Gelänge, auf dem während einer 18-Loch-Runde etwa sieben Kilometer und 220 Höhenmeter zu bewältigen sind. Das klingt zwar nach einer ganzen Menge, stellt jedoch im regionalen Umfeld einen der moderateren Plätze dar.“ Dennoch warten „vier knackige Berge“ auf den Spieler, doch wo es „rauf geht, geht’s auch wieder runter.“
Leider darf ich nach meiner ersten Stunde noch nicht auf den Meisterschaftsplatz, denn nur mit Platzreife geht es auf die Anlage. Ich versuche, meinen Ball auf dem Übungsgrün dieses Mal besser zu treffen. Und Nina lobt mich. „Der Ball ist getroffen und hat sich ein ganzes Stück bewegt.“ Mit drei weiteren Schlägen und ein wenig Unterstützung landet er dann auch endlich im Loch.
„Auf das Golfspielen muss man sich einlassen und höchst konzentriert sein. Egal wie gestresst man ist. Sobald man auf dem Platz ist, ist alles weg.“ In der Tat, schnell vergesse ich alles um mich herum und versuche Beine, Hände, Blick, Schläger und Ball irgendwie in Einklang zu bringen.
Gar nicht so leicht. Bis zur Platzreife müsste ich wohl noch einige Wochen oder Monate üben. „Man sollte schon die Grundlagen beherrschen und seine Bälle so 60 bis 70 Meter schlagen können. Zudem gehört ein bisschen Theorie mit dazu und natürlich, Rücksicht auf die Mitspieler zu nehmen“, sagt Nina.
Für mich ist die erste Stunde vorbei, die Golfschläger werden wieder eingepackt. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, das Golfen richtiger Sport ist und kein „gesellschaftlicher Spaziergang mit Aufgabe für Rentner am Sonntag“, wie Ogger scherzt.