Neviges. Die aufwändige Sanierung des Dom-Daches startet mit einem Test: Das neue Verfahren wird zunächst auf 300 Quadratmetern angewandt. Bei Erfolg wird 2017 weitersaniert.

Nein, vom Start einer Dachsanierung des Domes möchte Martin Struck, Erzdiözesanbaumeister, nicht reden: „Dies ist eine Probesanierung auf 10 Prozent der Gesamtfläche, mehr nicht. Wenn sich herausstellt, dass es nicht klappt, stirbt das ganze Projekt und wir müssen uns etwas Neues überlegen.“ Über der Sakramentskapelle, ab dort, wo sich das Rosenfenster befindet, bearbeitet die Essener Firma Torkret etwa zehn Wochen lang das Dach mit einem speziellen Verfahren, das der revolutionären Architektur gerecht wird.

Denn Dom-Erbauer Gottfried Böhm hatte sich 1966 für eine zeltdachartige Konstruktion aus einem Guss entschieden, bei der sich Dach und Wand gegenseitig stützen. Ein Modell, das auch nach 50 Jahren Architektur-Studenten aus aller Welt in den Dom lockt. Und hätte man damals, wie ursprünglich von Gottfried Böhm geplant, das Dach mit Bleiplatten und nicht mit wasserundurchlässigem Beton versehen, wären die Probleme in dieser Form wohl nicht aufgetaucht.

Nun muss das Beton-Faltdach aus einem Guss erneuert werden – und das erfordert ein spezielles Material: Um einen feuchtigkeitsabweisenden Spritzbeton zu bekommen, haben Experten des Instituts für Bauforschung der Technischen Hochschule Aachen in enger Zusammenarbeit mit Peter Böhm, Architekt und Sohn des Dom-Erbauers Gottfried Böhm, sechs Jahre lang geforscht, haben Ideen entwickelt, unzählige Materialmuster getestet. Mit einem kohlefaserverstärktem Spritzbeton hofft man jetzt, eine langfristige Lösung gefunden zu haben. Und dabei auch den ursprünglichen Zustand des Doms wiederherzustellen.

Denn bei den Dacharbeiten wird auch die Kunststoff-Abdichtung, die 1986 nachträglich aufgetragen wurde, wieder entfernt. Sie brachte damals zum einen nicht den erhofften Erfolg, das Dach abzudichten und habe auch „die Optik erheblich beeinträchtigt“, so der Erzdiözesanbaumeister.

Nach etwa zehn Wochen, in denen das Dach über der Sakramentskapelle bearbeitet wird, wird das Ergebnis untersucht. Fällt es positiv aus, wird 2017 mit Volldampf die weitere Sanierung in Angriff genommen. „Das alles geschieht in enger Zusammenarbeit mit meinem Vater, der sicherlich auch den Fortschritt vor Ort begleiten wird“, freut sich Architekt Peter Böhm. Auf ein Gerüst werde sein 96-jähriger, höchst fitter Vater allerdings nicht mehr klettern.

Die Kosten für die Gesamtsanierung des nahezu 2750 Quadratmeter messenden Daches belaufen sich auf etwa drei Millionen Euro, von denen der Großteil das Erzbistum trägt. Förderer sind das Kulturstaatsministerium, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Wüstenrot-Stiftung.

Auch Wallfahrtsleiter Bruder Frank freut sich „dass es jetzt los geht“. Allerdings: Baulärm im Gottesdienst werde sich nicht ganz vermeiden lassen, auch erscheint der Dom etwas düsterer. Die Rosenfenster und Pfingstfenster werden zum Schutz abgehängt.