Wuppertal. . Ankündigung zusätzlicher Anklageschriften durch die Oberstaatsanwältin löst bei Angeklagten sichtlich Sorge aus. Abgehörte Telefonate vorgespielt und übersetzt.

Während des Großprozesses um internationalen Metalldiebstahl ermittelt die Polizei weiter gegen die noch sieben Angeklagten, die sich in Untersuchungshaft befinden. In der Sitzung des Landgerichts Wuppertal kündigte Oberstaatsanwältin Friedel Heuermann am Freitag zusätzliche Anklageschriften an. Demnach geht es um neue Vorwürfe, die sich auf die eventuellen Strafen erheblich auswirken können.

Den ursprünglich zehn Angeklagten wurde zu Prozessbeginn im Februar bandenmäßiger Diebstahl in Velbert und der Region vorgeworfen. Sie sollen zwischen Frühjahr und Sommer 2015 gezielt Metallfirmen bestohlen haben. Die Beute aus mehr als 50 Fällen wurde überwiegend in Holland losgeschlagen. Der Wert von Messing, Kupfer und Edelstahl im Tonnenbereich erreicht eine Million Euro.

Drei Angeklagte mit geringer Tatbeteiligung sind nach Geständnissen bereits zu Bewährungsstrafen verurteilt. Zwei sind in ihre Heimat Rumänien ausgereist. Bei den Verbliebenen löste die Aussicht auf weitere Anklagepunkte am Freitag teils sichtlich Sorge aus. Mehrere berieten sich sogar bei weiter laufender Verhandlung intensiv mit ihren Anwälten.

Dabei wurden eigentlich wichtige, abgehörte Telefonate vorgespielt und übersetzt. Die Polizei hatte stundenweise Mitschnitte sichergestellt. Verbindungen zwischen Handys mutmaßlich der Angeklagten bestanden teils während der gesamten Einbrüche und Fluchtfahrten.

Rechtsanwältin Christiane Theile erklärte schließlich für ihren Mandanten (25): „Er wird sich voraussichtlich nächste Woche zur Sache einlassen.“ Die Zeit bis dahin werde noch für Abstimmungen gebraucht. Bisher hatte der Mann zu den Vorwürfen und zu einer mutmaßlichen Verstrickung mit den Mitangeklagten geschwiegen. Er hatte dem Gericht nur mitgeteilt, er habe in Italien unter falschem Namen gelebt. Von seinen Eltern sei er geflohen. Durchgeschlagen habe er sich später als Callcenter-Agent, Kellner, Malergehilfe und Hafenarbeiter.

Heuermanns Ankündigung zufolge geht es bei den neuen Verfahren um mutmaßliche Taten aus Januar und Februar 2015. Zu dieser Zeit standen die Angeklagten noch nicht im Fokus einer umfangreichen Telefondaten-Auswertung durch die Kriminalpolizei in Velbert. Ob die nachträglich eingebrachten Anklagen im laufenden Verfahren mitverhandelt werden können, hängt von der Zustimmung der Angeklagten ab. Sie können sich dadurch einen zusätzlichen Prozess ersparen.

Das Gericht hat Sitzungstermine noch bis zum Jahresende angesetzt.