Vier Kinder sterben im Rinderbach, ein Rentner wird von einer Baustelle überrascht, Rechtsradikale ermorden einen Obdachlosen und ein Sendemast stürzt ein.

  • Überblick über das dritte WAZ-Jahrzehnt in Velbert – die Jahre 1986 bis 1996
  • Eine Tragödie überschattet diese Zeit: Vier Kinder sterben im Rinderbach
  • In Langenberg stürzt ein Sendemast um, Velbert bekommt den „Telebert“

Das dritte WAZ-Jahrzehnt in Velbert ist gezeichnet durch eine furchtbaren Tragödie, als am 20. Juni 1990 vier Schüler im Rinderbach ertrinken. Dabei hatten sich zwölf Duisburger Kinder mit ihrer Betreuerin zum Schutz vor „sintflutartigem Regen“ an das Bachufer gestellt – die Gruppe ist im Rahmen einer Stadtranderholung in Velbert unterwegs.

Normalerweise ist der Rinderbach 1990 ein kleines Rinnsal. Doch bei starken Wassermassen kann daraus blitzschnell ein reißender Bach werden. Denn der Lauf ist zubetoniert, so dass Fluten durch die Kanalwirkung immer weiter anschwellen. Tragischerweise passiert das am Unglückstag. Das Wasser schwappt aus dem Regenüberlaufbecken oberhalb des Rinderbaches und strömt als hohe Welle durch den Bachlauf – und reißt die Gruppe mit.

Acht Kinder und die Betreuerin können sich retten. Verzweifelt versucht die Feuerwehr, den übrigen Schülern zu helfen. Dabei werden selbst Wehrleute von dem Wasser weggespült, sie sind jedoch angeleint. Zwei jeweils neunjährige Mädchen sind tot. Ein 13-jähriger Junge kann zwar reanimiert werden, stirbt aber wenig später im Klinikum. Sein Bruder (8) wird Stunden später leblos geborgen.

Es ist nicht das erste tödliche Unglück am Rinderbach. Laut Rolf Niermann, Geschäftsführer des Vereins für Jugendfreunde, ist Ende der 1970er Jahre bereits ein Kind aus Kevelaer in die Wasserfluten gestürzt und ums Leben gekommen. Der Verein für Jugendfreunde habe daraufhin einen Antrag eingereicht, den Rinderbach zu verrohren. Dies sei jedoch abgelehnt worden. „Nun muss die Stadt etwas tun, sie ist wirklich in der Pflicht“, sagt Niermann weiter.

Einen buchstäblich tiefen Graben gibt es im Dezember 1990 zwischen Siegmar Dorner und dem Bauordnungsamt. Denn als der 81-Jährige morgens sein Gartentor an der Bahnhofstraße aufmacht, steht er plötzlich vor einem großen Loch. Quasi über Nacht hat es dort Bauarbeiten für eine Werkshalle gegeben – niemand hat aber den Rentner informiert, der nun kaum aus dem Haus kommt. Das Bauordnungsamt teilt ihm sogar mit, es sei nicht verpflichtet, ihn über solche Arbeiten in Kenntnis zu setzen. Pikant an der Sache ist aber, dass das Oberverwaltungsgericht den Bebauungsplan für die Halle für nichtig erklärt hatte – die Arbeiten also nicht rechtens waren.

Gleich vier Mal innerhalb von sechs Wochen überfällt von Januar bis März 1991 eine Bankräubergruppe Velberter Sparkassen und erbeutet dabei insgesamt 130 000 Mark. Doch am 14. März ist mit der Serie Schluss: Die Polizei schnappt die vier Täter, die zwischen 18 und 32 Jahre alt sind.

1991 haben auch Verbraucher in Velbert nach langem Hickhack endlich eine Anlaufadresse: Die Verbraucherzentrale eröffnet ihre Räume an der Hofstraße. Und im selben Jahr errichtet die Wobau 37 ökologische Wohnungen für 4,4 Millionen Euro. Die größte Gießerei der Stadt, „Mittelmann Guß“, meldet Anfang 1992 Insolvenz an. 1050 Stellen stehen auf der Kippe.

Im Jahr 1992 bekommt Velbert auch einen neuen Fernmeldeturm: Im Juni wird das Richtfest für den 115 Meter hohen Turm an der Rheinlandstraße gefeiert.

Ein Gewaltverbrechen von Rechtsradikalen bestimmt im Februar 1995 bundesweit die Schlagzeilen. In der Nacht zum 5. Februar wird der Obdachlose Horst Pulter (65) im Velberter Herminghauspark brutal erstochen. Bei den Tätern handelte es sich um sieben Männer zwischen 16 und 24 Jahren, die einen rechtsradikalen Hintergrund hatten und „einen Penner klatschen wollten.“ Gegen sie wird am 17. Februar Haftbefehl erlassen.

Am Morgen des 2. September 1996 stürzt der kleine, 160 Meter hohe Sendemast des Langenberger Senders in sich zusammen. Arbeiter sollten an dem Tag Isolatoren austauschen, verletzt wurde aber niemand. Als Grund für den Einsturz wird vermutet, dass beim Einbau eines der drei Halteseile an der unteren Ebene des Mastes überbeansprucht worden sei. Dieser sei nun gerissen und löste eine Kettenreaktion aus. Der große Mast des Senders war nicht betroffen.

Im letzten Kino gehen die Lichter aus

Gleich zweimal dominiert die Kinolandschaft die Schlagzeilen im dritten WAZ-Jahrzehnt. So bringen zunächst im Februar 1992 die Fraktionen der CDU und FDP den Beschluss durch, dass der umstrittene US-Film „Wild at heart“ nicht in dem kommunalen Kino „Lichtblick“ gezeigt werden darf. Grund sind „exzessive Gewalt- und Sexszenen“. Die SPD hatte angeregt, den Streifen unter „fachlicher Begleitung“ auszustrahlen.

Ab 1996 dagegen werden aber überhaupt keine Kinofilme mehr in der Stadt gezeigt: Am 3. Februar schließt das letzte Velberter Lichtspielhaus, das „City Movie“, seine Pforten. Kinobetreiber Wolf hatte das Lichtspielhaus an Wolfgang Kupsky vermietet, der es nun nicht mehr weiterbetreiben will. Dieser Schritt bedeutet zugleich das Aus für das kommunale Kino „Lichtblick“, das auch im City Movie Filme zeigt. Eine Ausweichmöglichkeit besteht nicht, da das städtische Kino ein 35-Millimeter-Abspielgerät braucht, das es sonst nicht in der Stadt gibt.