Velbert. . Lange Regenperioden haben in diesem Sommer nicht nur Bienen, sondern auch anderen Insekten zugesetzt. Deutlich weniger Wespen als 2015.

Ein extrem schlechtes Jahr haben die langen Regenperioden und kühlen Temperaturen dieses Sommers den Imkern beschert: Gerade mal halb so viel Honig wie im vergangenen Jahr haben ihre Bienenvölker gesammelt. „Bienen sind absolut abhängig von der Wetterlage“, weiß Uwe Paletta, Imker und biologische Schädlingsbekämpfer aus Neviges. „Ist es zu kalt, bleiben sie im Stock.“ Aber auch andere Insekten hätten sich wegen des vielen Regens nicht richtig entwickeln können: „Es gab dieses Jahr nur ganz wenige Insektenschwärme – das hat man auch an den Autoscheiben gesehen.“

Höchstens 60 Prozent des Vorjahresertrags hat auch Günther Walther, 2. Vorsitzender des Imkervereins Langenberg, geerntet. „Die Sommertracht ist bei vielen bis auf null runtergegangen.“ Drei Ernten gibt es für den Imker im Jahr: die Frühtracht, die Sommertracht und die Spättracht. „Eine Späternte ist bei uns seltener“, sagt Günther Walther. „Deshalb profitiert von dem guten Wetter, das wir jetzt haben, nur die Natur, der Imker nicht mehr.“ Seit Ende Juli, so Walther, sei die Honigernte vorbei. „Was die Bienen jetzt noch finden, verbrauchen sie selbst, da wird jetzt für den Winter eingefüttert.“ Immerhin sei die Qualität des Honigs gleichbleibend gut – und viel teurer sollte das Glas Honig beim Imker auch nicht werden. „Vielleicht zwei, drei Prozent“, sagt Walther. „Ich selbst kann den Preis halten.“

„Im Moment sammeln die Bienen wie verrückt“, sagt auch Uwe Paletta. „Und mit der Pflaumenkuchenzeit werden auch wieder mehr Wespen kommen.“ Dennoch sei 2016 ein schlechtes Jahr für Insekten – das hat Paletta auch bei seiner Arbeit als Schädlingsbekämpfer gemerkt. „Aber“, sagt Uwe Paletta, „das ist halt Natur. Letzes Jahr war es sehr heiß, da hat viel geblüht – das war gut für alle Insekten. Und es war ein Jahr, wie wir es nur alle sieben Jahre haben: Wo Wespen zur Plage wurden. In diesem Jahr ist es halt anders.“

Anders als Günther Walther hofft Uwe Paletta in diesem Jahr noch auf die Spättracht: Wald- und Kastanienhonig. Beiden gemeinsam ist die Sorge um das vermehrte Bienensterben. Und das liegt nur zum Teil am Wetter, weiß Dr. Helmut Beine vom Bund Umwelt und Naturschutz (NABU) für den Kreis Mettmann. „Es werden zu viel Insektizide gesprüht“, erklärt er. „Und es spielt auch eine große Rolle, dass natürliche Blüten weniger geworden sind, dass es zu wenig freie Naturflächen gibt, auf denen Wildblumen blühen.“ Immer mehr Natur werde zubetoniert, werde für den Bau von Autobahnen, Parkplätzen und Siedlungen genutzt. „Und außerdem ist es zurzeit modern, Steine oder Schotter im Vorgarten zu haben. Das sieht vielleicht schick aus, aber da blüht nichts mehr.“

Auf Blüten angewiesen

Bienen und auch Hummeln seien aber auf blühende Pflanzen angewiesen. „Für sie ist ein naturnaher Garten mit vielen blühenden Pflanzen vom Frühjahr bis in den Spätsommer am besten.“ Deshalb ist Dr. Beine auch der Meinung: „Jeder einzelne kann etwas gegen das Bienensterben tun – Wildblumenmischungen gibt es überall zu kaufen.“

„Der Einzelne kann sehr viel tun“, sagt auch Uwe Paletta. „Man kann Blumen und Kräuter anpflanzen – selbst wenn es nur ein Topf auf der Fensterbank ist – damit Bienen das ganze Jahr über an Blütenpollen und damit an Honig kommen. Jetzt im Herbst ist zum Beispiel Lavendel ideal. Wenn jeder nur einen einzigen Blumentopf rausstellt, hilft das den Bienen schon sehr viel.“

Der Imker bietet übrigens auch an, auf Nachfrage in Privatgärten Bienenkästen aufzustellen. „Da wird dann kein Honig geerntet – die Bienen dürfen dort einfach nur leben und Honig für ihren Eigenbedarf sammeln.“