Velbert. . Jörg Vester ist Schädlingsbekämpfer aus Leidenschaft. Den Heiligenhauser begeistern besonders die vielen Facetten seines Berufes.
- Hauptarbeit im Kampf gegen Ratten und Co. besteht im Köder auslegen und kontrollieren
- Schönster Lohn ist die Dankbarkeit der Menschen
- Neues Konzept im Kreis Mettmann
Die meisten Menschen pflegen gegenüber Schädlingen aller Art eine natürliche Antipathie. Besonders bei ungebetenen Nagetiere schrillen die Alarmglocken. Ratten und Mäuse im Garten oder sogar in der Wohnung – eine mittelschwere Katastrophe. In solchen Fällen klingelt das Telefon von Jörg Vester. Der Heiligenhauser ist Nagern und Ungeziefer als Schädlingsbekämpfer auf der Spur. Für ihn ein absoluter Traumberuf. Ihn faszinieren die vielen Facetten seines Jobs.
Köder legen und kontrollieren
Jörg Vester öffnet den Kofferraum des schwarzen Kleinbusses. Darin feinsäuberlich geordnet: seine Werkzeuge. Kiloweise Köder in allen Variationen, Schlagfallen für Nager und der Einsatzkoffer. Wer Schädlinge effektiv bekämpfen will, muss gut gerüstet sein. Heute steht der Kampf gegen Ratten und Mäuse auf dem Plan. Vester kontrolliert ausgelegte Köder bei einem Großkunden. Doch bevor es losgeht, erstmal Handschuhe überziehen. „Ratten übertragen Krankheiten, die für den Menschen gefährlich werden können. Die Arbeitssicherheit ist extrem wichtig.“
Mit einem kleinen Schraubenschlüssel öffnet der 47-Jährige die langen Metallkästen mit den Ködern, die unauffällig entlang des Gebäudes platziert sind. Mit Werkzeug kennt sich Vester aus, schließlich ist er gelernter Werkzeugmacher. Über einen Freund kam er vor knapp 20 Jahren zum Beruf des Schädlingsbekämpfers. „Ich fand den Job schon immer interessant. Als sich die Gelegenheit ergab, habe ich mich einfach beworben.“
Der Spaß an der Arbeit ist dem Familienvater anzumerken. Auch wenn er die gejagten Übeltäter nur selten zu Gesicht bekommt. Die Hauptarbeit im Kampf gegen Ratten und Co. besteht im Köder auslegen und kontrollieren. Eigentlich erstaunlich: Zwar gibt es keine offizielle Statistik, Experten schätzen aber, dass auf jeden Bundesbürger zwei Ratten kommen.
Auf seinem Kontrollgang findet Vester immer wieder angeknabberte Köder. Dank jahrelanger Erfahrung genügt meist ein kurzer Blick, um den Schädling zu identifizieren. „Kleine Bissspuren an den Ecken, das waren Mäuse“, sagt er. Die bunten Blöcke sind mit Antikoagulanzien, also blutgerinnungshemmenden Stoffen, versetzt. Der Tod der Tiere setzt meistens zwei bis drei Tage später ein.
Vom Klischee des Kammerjägers, der mit einem Kescher auf Jagd geht, ist nur noch wenig übrig. Die Firma, bei der Vester arbeitet, hat eine App entwickeln lassen, mit der sich Kunden jederzeit über den Stand der Schädlingsbekämpfung informieren können. Dazu scannt Vester den Strichcode jeder Falle und trägt Daten zum Befall, der Köderabnutzung und Kontrolle ein. „Der Kunde ist ständig über alles informiert und kann die Entwicklung verfolgen“, erklärt Vester.
Doch was macht die Jagd nach Nagern und Insekten so reizvoll? Für Jörg Vester sind es die vielen Seiten seines Berufes: „Die reine Schädlingsbekämpfung kann man teilweise auch mit Detektivarbeit vergleichen. Man erlebt immer etwas Neues und hat mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun. Gerade bei Privatkunden steckt hinter vielen Fällen auch eine Geschichte.“ Denn Vester und seine Kollegen rücken nicht nur bei Ratten, Wespen und Ameisen aus, sondern befreien auch Leichenfundorte von Ungeziefer.
Der schönste Lohn für seine Arbeit sieht der Heiligenhauser nicht im Geld: „Die Dankbarkeit der Menschen, denen wir geholfen haben, gibt uns ein gutes Gefühl.“
Neues Konzept im Kreis Mettmann
Die Bekämpfung der Rattenpopulation im Kreis Mettmann wird neu strukturiert. Dazu wurde ein neues Konzept ausgearbeitet, das zum 1. Januar 2017 in Kraft treten soll. Vorher muss allerdings noch in den einzelnen Kommunen darüber abgestimmt werden.
Bereits im Dezember 2015 wurde in einer Sitzung des Kreistages beschlossen, bei der Bekämpfung der Nager neue Wege zu gehen. Hierzu wurden alte Vereinbarungen aus den Vorjahren aufgehoben und eine neue Vorgehensweise beschlossen, die ab dem kommenden Jahr gelten soll. „Das Konzept ist bereits erarbeitet und wird am 5. September dem Gesundheitsausschuss im Kreis vorgelegt. Danach müssen die einzelnen Räte darüber entscheiden“, erklärt Anne Sauter, Pressesprecherin beim Kreis Mettmann, auf Anfrage. Eine Ausschreibung sei für den Zeitraum zwischen September und Oktober geplant, damit eine ordnungsgemäße Durchführung der Rattenbekämpfung ab 1. Januar des neuen Jahres auch gewährleistet werden könne. Ziel der neuen öffentlich-rechtlichen Vereinbarung zwischen dem Kreis und den kreisangehörigen Städten ist es, den Kampf gegen die Ratten im gesamten Kreis Mettmann effektiver zu gestalten. Dies soll bei der Neuausschreibung des Auftrages noch stärker berücksichtigt werden.