Ehrenamtliche Mitarbeiter des LVR-Denkmalamtes stellen Schild mit historischen Informationen über das Scheindorf am Neanderlandsteig auf.

  • Neuestes Projekt der Denkmalpfleger aus Eigenmitteln finanziert
  • Anlage war eine Attrappe der Essener Krupp-Fabrik, um Bomber anzulocken
  • 1600 Bomben fielen dort nieder, nur 570 auf die echte Gussstahlanlage

Wer im Bereich der Rottberger Straße über den Neanderlandsteig wandert, der konnte das Betongebäude auf dem Rottberg gegenüber bisher leicht übersehen. Und hätte vielleicht nicht einmal geahnt, dass dieses Gebiet ein lokaler Brennpunkt im Zweiten Weltkrieg war. Doch das ist jetzt Geschichte: Eine große Info-Tafel weist nun darauf hin, dass rund um den Bunker früher die sogenannte Kruppsche Nachtscheinanlage – von vielen Velbertern als Scheindorf bezeichnet – von Luftangriffen auf die Gussstahlanlage der Friedrich Krupp AG in Essen ablenkte. Aufgestellt haben sie sechs ehrenamtliche Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege.

Aus Eigenmitteln finanziert

Bernd Knop, Sven Polkläser, Dr. Helmut Grau, Josef Niedworok, Jürgen Lohbeck und Wolfgang Erley erforschen seit 2012 die Geschichte des Bauwerks. Sie waren auf Hinweise gestoßen, dass es das mysteriöse Scheindorf tatsächlich gegeben hat. Im selben Jahr veröffentlichte Jürgen Lohbeck das Buch „Das vergessene Scheindorf in Velbert. Die Kruppsche Nachtscheinanlage auf dem Rottberg im Zweiten Weltkrieg 1941–1945.“ Seitdem halten sie immer wieder Vorträge und kümmern sich um die Bekanntmachung dieser Geschichte. Die Info-Tafel ist ihr neuestes Projekt. Sie sei aus Eigenmitteln finanziert worden – „um die Geschichte lebendig zu halten.“

Und lebendig ist den ehrenamtlichen Denkmalpflegern die Geschichte der Nachtscheinanlage allemal. Über eine Fläche von 1,5 mal 2,5 Kilometern habe sich die Anlage erstreckt, erzählt Jürgen Lohbeck. Die Nationalsozialisten hätten Attrappen der Gebäude der Essener Krupp-Fabrik errichtet. „Die Fenster waren nachlässig verdunkelt, um die englischen Bomber nachts anzulocken“, erzählt Helmut Grau. Sogar eine Dampflok mit Anhängern, deren Fläche so beleuchtet wurde, als wäre sie mit heißem Metall beladen, sei durch die Anlage gefahren. Die Anwohner seien nachts zum Schutz evakuiert worden.

Und die Attrappe hatte Erfolg: 1600 Bomben seien dort niedergegangen, nur 570 auf die echte Krupp-Fabrik. Doch als die Alliierten 1943 Bodenradar bekommen hätten, sei nicht nur die Krupp-Fabrik zerstört, sondern auch die Nachtscheinanlage geschlossen worden, so Sven Polkläser. Den übrig gebliebenen Bunker kann man nur selten besichtigen. Nächste Möglichkeit ist der Tag des offenen Denkmals am 11. September von 11 bis 17 Uhr. Weitere Informationen: www.nachtscheinanlage.de.