Neviges. . Mit dem Kauf des Luftschutzbunkers an der Wilhelmstraße erfüllte sich Geschäftsmann Hans Niggemeier einen Herzenswunsch. Es vermittle ihm ein Gefühl der Sicherheit, eine andere Nutzung ist nicht geplant.

Schwarze Spinnweben wabern an den Wänden, der nackte Raum hat acht Lüftungskanäle. Vor mehr als 70 Jahren haben hier Menschen gebetet, dass ihr Zuhause noch steht, wenn sie wieder auf die Straße gehen. Haben gebetet, dass der Irrsinn da draußen bald vorbei ist. „Als ich vor zwei Jahren das erste Mal hier drin war, da hat mich das schon sehr berührt. Ich hab die Leute hier sitzen sehen.“

Vor zwei Jahren hat Hans Niggemeier den 1942 erbauten Luftschutzbunker an der Wilhelmstraße erworben. Für den Chef der gleichnamigen Elektroanlagenbau-Firma ging damit ein lang gehegter Herzenswunsch in Erfüllung, den der Nevigeser schon abgeschrieben hatte.

Was in aller Welt bewegt einen mitten im Leben stehenden Geschäftsmann, einen Weltkriegsbunker zu kaufen? Hans Niggemeier (61) lächelt: „Ich bin Ur-Nevigeser. Ich dachte mir einfach, der muss hier bleiben. Da sollte kein Fremder ran und den abreißen.“

Ein Kauf im zweiten Anlauf

Seit jeher habe er sich von dem Gebäude angezogen gefühlt. „Vielleicht auch, weil mein Vater im Krieg war und viel aus der Zeit erzählte.“ Und, so fügt er hinzu: „Ich wollte den Bunker auch aus Sicherheitsgründen, wenn mal wirklich etwas passiert, für mich und meine Familie.“ Dass seine beiden erwachsenen Töchter nachsichtig sagen: „Papa hat ‘nen Knall“, daraus macht der Familienmensch keinen Hehl. „Ja, die kennen ihren Papa. Aber sie wissen auch, dass Papa meistens kriegt, was er will.

Daher war auch die Enttäuschung groß, als die Bundesrepublik Deutschland den Bunker 2010 im Hotel „Hilton“ in Köln zur Versteigerung preisgab und Niggemeier mit ansehen musste, wie ein Mitbieter ihm den Betonklotz vor der Nase wegschnappte. „Ein Osteuropäer mit Wohnsitz in Norddeutschland.“ Er habe gehört, so Hans Niggemeier, dass derjenige an der Wilhelmstraße ein Rotlicht-Etablissement aufziehen wollen. Aus dem Bordell im Wallfahrtsort wurde bekanntlich nichts – dafür klingelte bei Niggemeier im Dezember 2013 das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Der damalige Bunker-Besitzer, der das Gebäude loswerden wollte und sich dabei an seinen Mitbieter erinnerte.

Im Februar 2014 erfüllte sich mit Unterzeichnung des Kaufvertrags für Hans Niggemeier dann doch noch der Traum vom eigenen Bunker. Seitdem liegt der zweigeschossige Klotz mit seinen 1,40 Meter dicken Betonwänden auf einer Grundfläche von 306 Quadratmetern im Dornröschenschlaf – und das soll auch erst einmal so bleiben.

„Ich bekomme oft Anfragen von Bunkermuseen, letztens wurde nach den Originaltüren gefragt, die sind wohl selten. Aber hier geht nichts raus“, so der Bunkerbesitzer. Außer einer Verschönerung der Außenfassade habe er keine Pläne, irgendetwas an dem Gebäude zu ändern.

Interessant an dem stabilen zweigeschossigen Betonklotz ist noch das geräumige Flachdach, das, so Hans Niggemeier, bebaubar ist: „Aber ich mach das nicht mehr. Höchstens ja mal die Kinder.“ Er selbst schaut regelmäßig in seinem Bunker nach dem Rechten. Und freut sich still, dass Papa mal wieder bekommen hat, was er wollte.