. Aufwändige Restaurierung der denkmalgeschützten Christuskirche geht weiter. Nächster Abschnitt beginnt in Kürze. Immer wieder mal böse Überraschungen.
„Das ist ja fast wie neu!“ heißt es oft bewundernd, wenn etwas mit Aufwand aufgemöbelt bzw. aufgearbeitet und womöglich noch tüchtig auf Hochglanz poliert worden ist. In der ev. Christuskirche ist die Sichtweise genau andersherum. „Das sieht nicht neu aus“, sagt Sunniva Vohland, betrachtet zufrieden ihr Werk und fügt hinzu: „Das genau hat ja auch seinen Reiz.“
Die Dipl.-Restaurateurin hat die Malerei in der Taufkapelle aufgefrischt bzw. restauriert und den gesamten Raum tatsächlich ganz alleine gemacht. Der Putz hätte sich in großen Bereichen vom Mauerwerk gelöst, sei durch Risse geschädigt und mürbe gewesen, berichtet sie. Die Leimfarbenmalerei hätte ihre Bindung verloren, sei bereits weich und puderig gewesen. „Das konnte man mit der Hand wegwischen.“ Außerdem sei alles „sehr stark verschmutzt“ sowie „schwarz und verrußt" gewesen.
Nachdem nun die Arbeiten abgeschlossen sind und die Wiedereröffnung mit zwei Konzerten gefeiert worden ist (WAZ berichtete), entspricht das Aussehen wohl weitgehend wieder dem Zustand zum Zeitpunkt der Einweihung. Und den Heizkörpern mit ihren Jugendstilmustern sieht man auch nicht auf Anhieb an, dass sie niegelnagelneu und elektrisch betrieben sind.
In der Kapelle, die früher auch von der griech.-orthodoxen Gemeinde mitgenutzt sowie mitunter als Abstellraum benutzt worden ist, ist übrigens wohl nie ein Kind getauft worden. „Zumindest ist das nicht bekannt“, sagt Gerd Pieper und verweist darauf, dass auch der Taufstein schließlich vorne am Altar stehe. Der Name mag der Glasmalerei eines der drei Fenster geschuldet sein mit Jesu Taufe im Jordan. Warum aber nicht Traukapelle? Schließlich zeigt die mittlere Glasmalerei ein Paar bei seiner Trauung. Zumindest bestehe nach wie vor die Idee, erzählt der Baubeauftragte der ev. Kirchengemeinde Velbert, den Raum als Trauzimmer anzubieten. Der überdies auch noch als „Anschaltraum“ bezeichnet wird, weil sich nämlich die Holztüren beiseite klappen lassen und der Kirchenraum dadurch eine ganze Ecke größer wird.
In einem Zug sind nunmehr unter Leitung des Restaurators Gereon Lindlar (Bonn) auch die teils rissigen Wände und Decken im Nord- und Südseitenschiff in Ordnung gebracht worden. Und da bei den Arbeiten aufkippte, dass Feuchtigkeit nach innen dringt, müssen noch Fugen nachgearbeitet werden. Deshalb die Gerüste.
Es waren die Wände, die einst eigentlich den Freundes- und Förderverein auf den Plan gerufen hatten. „Aber es kam immer was dazwischen“, sagt Gerhard Sandrock. „Das Dach undicht, die Heizung erneuern, neue Beleuchtung.“ 80 000 Euro haben die Freunde und Gönner der denkmalgeschützten Jugendstil-Kirche – in der Region eine der wenigen noch erhaltenen ihrer Art – jetzt aufgewendet; 20 000 kamen nach Auskunft des Vorsitzenden aus dem LVR-Denkmalfonds dazu.
Gen Monatsende sind dann die schmutzigen Seitenwände und der hintere Teil der Kirche dran. Dafür liegen 50 000 Euro „Eigenmittel“ bereit. LVR und Stiftung Deutsche Denkmalpflege haben Sandrock zufolge für dieses Jahr jeweils 20 000 zugesagt. „Wenn das Gerüst weg und die neue Rollstuhlrampe montiert ist, sind wir hier erstmal durch“, sagt er. „In Parterre.“