Velbert. . Sylvia Weidinger ist seit 2012 eine von vier Schiedspersonen in Velbert. Sie versucht bei Streitigkeiten zu schlichten, ehe diese vor Gericht landen.
Wenn man mit Nachbarn im Clinch liegt, führt das schnell zu Dauerstress und trübt die Lebensqualität. In solchen Fällen können Schiedspersonen helfen und eine Einigung zwischen den Streithähnen herbeiführen, ehe es zum Prozess kommt. Vor wenigen Tagen wurden mit Gerlinde Herud für Neviges und Bernd Drescher (Langenberg) zwei neue Schiedsleute in Velbert bestellt. Sylvia Weidinger ist dagegen schon eine erfahrene Schiedsfrau und für Velbert-Mitte zuständig – diesen Bezirk teilt sie sich mit der vierten Schiedsperson der Stadt, Dörte Frisch.
Oft ist Überwuchs der Streitgrund
Bereits seit 2012 übt Sylvia Weidinger dieses Ehrenamt aus, zuvor hatte ein Bericht in der WAZ sie neugierig gemacht. „Da habe ich gelesen, dass Schiedsleute in Velbert gesucht werden. Ich bin auch der Meinung, dass man eine Lösung für Probleme findet, wenn man miteinander spricht“, sagt sie. Zudem ist die 50-Jährige durch ihren Beruf als Qualitätsmanagerin bei der Sparkasse schon durchaus geeignet für das Amt der Schiedsfrau, denn: „Da habe ich viel mit Beschwerdemanagement zu tun.“ Und Beschwerden, etwa über Nachbarn, landen eben bei ihr auf dem Schieds-Tisch.
In der Regel muss für kleinere Streitigkeiten erst eine Schiedsperson eingeschaltet werden, ehe es vor den Kadi gehen kann – so sollen Gerichte entlastet werden. Typische Fälle sind dabei „Nachbarschaftskonflikte, bei denen es zum Beispiel um Überwuchs von Bäumen oder Sträuchern auf das Grundstück geht. Doch auch Beleidigungen und leichte Körperverletzungen gehören dazu“, schildert die Schiedsfrau.
Zunächst setzt sie sich mit den Konfliktparteien in ihrer Wohnung zusammen und hört sich die Positionen an. „Dann mache ich einen Lösungsvorschlag“, so Weidinger. Beispielsweise könnten Sträucher auf ein gewisses Maß zurückgeschnitten oder die Kosten für Baumfällarbeiten geteilt werden.
Doch ihr Vorschlag ist nicht bindend: „Ich bin eine neutrale Position und fälle kein Urteil“, so die Schiedsfrau. Lehnen die Beteiligten ihren Spruch ab, ist der Weg für einen Prozess frei. Das passiert immer wieder. „Manchmal wollen die Leute sich nicht einigen, sondern ihr Recht vor Gericht bestätigen lassen. Da mache ich nichts mehr.“ Eine juristische Vorbildung ist für das Amt nicht notwendig, nur Verhandlungsgeschick. Schiedsleute werden auch gründlich geschult.
Rund 15 Schiedsfälle landen bei der Qualitätsmanagerin jedes Jahr auf den Tisch – dies sind etwa die Hälfte aller Fälle in Velbert. Das ist mit Aufwand verbunden.„Ich verbringe 60 bis 70 Stunden pro Jahr mit dem Schiedsamt.“ Doch sie macht es gerne – und oft kann sie Frieden schaffen. „Das ist schön, wenn sich dann die verfeindeten Parteien wieder die Hand geben.“