. Internationales Stelldichein der Drehteile-Hersteller bei dem Traditionsunternehmen „Hugo Karrenberg & Sohn“. Voneinander lernen und gemeinsam Ideen entwickeln.

Großer Bahnhof an der Hohenzollernstraße: In zwei Fuhren reisen per Bus im Abstand von zwei Stunden insgesamt gut 120 Geschäftsführer und/oder Inhaber von Drehteile-Herstellern aus verschiedenen Ländern – u. a. China, Deutschland, Italien, Frankreich, Irland, Schweden, Schweiz, Spanien und USA – an, um das Velberter Traditionsunternehmen „Hugo Karrenberg & Sohn“ und dessen Produktion zu besichtigen.

Gastgeber ist Thilo Karrenberg. Er bildet zusammen mit seiner Schwester Jennifer die Geschäftsführung. Vor allem aber steht er zurzeit dem internationalen Drehteile-Verband „Syndicat International du Décolletage“ (SID) vor, der in diesen Tagen in Köln seinen Kongress abhält. Da bietet sich ein Besuch bei dem SID-Präsidenten in Velbert doch geradezu an.

SID setze sich aus vielen nationalen Verbänden zusammen und sei in den 60er Jahren als Dachorganisation geschaffen worden, an der mittlerweile weltweit „etwa 1000 Unternehmen hängen. Warum soll denn jeder sein eigenes Süppchen kochen? Es ist doch viel besser, sich zusammenzusetzen, voneinander zu lernen und zu profitieren“, erläutert Karrenberg die Grundidee, „und auch gemeinsam Ideen zu entwickeln.“ Der Verband diene dem Netzwerken, er sei eine gute Plattform für Kooperationsmöglichkeiten und für den Austausch von Nachwuchskräften.

Wie sinnvoll gerade letzteres ist, hat der 44-Jährige – er hat „von der Pike auf“ Zerspanungsmechaniker-Automatendrehtechnik gelernt und ist zudem Dipl.-Wirtschaftsingenieur – selbst erfahren: Schließlich hat der Velberter ein Jahr in einer Dreherei in der Nähe von Chicago/USA gearbeitet.

„Hugo Karrenberg & Sohn“ hat 82 Mitarbeiter und beliefert als so genannter Massenhersteller Kunden in der Automobil-, Baubeschläge- und Elektroindustrie. Sämtliche Produkte sind Sonderanfertigungen nach Wunsch des Auftraggebers und auch nach dessen Zeichnungen. Die Stückzahl bewegt sich zwischen 3000 und bis zu zehn Millionen. Zur Palette gehören z. B. Schlauchanschlüsse für Ölablassventile an Motorrädern, Anker für Magnetventile im Kfz-Motor, Verriegelungszapfen für Fensterbeschläge, Lagerwellen für die Sitzverstellung in der Kfz-Industrie oder auch Schalterwellen für (Elektro-)Leistungsschalter.

Und was genau sind, bitteschön, eigentlich Drehteile? „Spanend hergestellte Teile zumeist aus Stahl, Edelstahl und Buntmetallen“, erläutert der Fachmann geduldig. Diese seien häufig „rotationssymmetrisch“, weil sie ja eben im Drehverfahren herstellt würden. Allerdings hat das Ganze mit der altwehrwürdigen Drehbank so rein gar nichts zu tun. Dafür gibt es nämlich moderne, hochtechnische Drehautomaten.

Hierzulande, berichtet der Präsident auf WAZ-Nachfrage, gehe es der Branche „relativ gut, weil wir innovative Abnehmer haben. Absoluter Treiber ist die Automobilindustrie.“