Velbert/Kreis Mettmann. . Neues Pilotprojekt gestartet: Eigens geschulte Ehrenamtler kümmern sich gezielt um Senioren. Zu ihrer Arbeit gehören das persönliche Gespräch und kostenlose Vorträge.
„Im Verbraucherparadies Deutschland bekommen Sie ja alles, was Sie sich nur so wünschen“, sagt Erwin Knebel und betont fix, dass er das überhaupt nicht ironisch meine. „Das Hauptproblem ist allerdings: Man muss sich zurechtfinden.“ Der Hildener ist u. a. seit 25 Jahren Verwaltungsratsvorsitzender der Verbraucherzentrale (VZ) NRW und hat als Mit-Initiator ein neues Projekt angestoßen, bei dem ehrenamtliche Verbraucher-Scouts sich ganz gezielt vor allem an ältere Verbraucher wenden. Es gibt bisher drei Start- bzw. Pilot-Regionen: die Städte Dormagen und Leverkusen und hier im Kreis Mettmann.
Um sich zurechtzufinden, erklärt Knebel, brauche man aber unbedingt Informationen. Diese seien jedoch meistens „irgendwo schriftlich fixiert“, etwa in Zeitschriften oder in Form von Broschüren. „Wir haben aber festgestellt“, erzählt der 66-Jährige, „dass die Menschen nur ungern lesen. Also gehen viele Informationen an denen vorbei, und dann sehen sie alt aus.“ Deshalb setze man bei den Scouts auf persönliche Gespräche. Das täten zwar auch die hauptamtlichen Mitarbeiter der VZ, „aber die sind ja mehr als ausgelastet“.
„Das Thema Verbraucherinfo brennt immer mehr in der Welt gerade der Senioren, es wird ja alles immer komplizierter“, bestätigt Andreas Adelberger, Leiter der Velberter VZ-Beratungsstelle. „Das Projekt ergänzt unsere Rechtsberatung ganz wunderbar.“ Denn Ratsuchende müssten erst einmal von Menschen mit Lebenserfahrung herangeführt und gelotst werden. „Das hilft allen Beteiligten, in diesen verrückten Zeiten besser klar zu kommen.“
Das Projekt finanzieren in der Startphase jeweils hälftig einerseits die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, die Knebel zufolge vor allem Ältere im Blick hat, und andererseits der VZ-Förderverein sowie die VZ selbst. Gemeinsam schultert man so rund 180 000 Euro.
Im Kreis Mettmann gibt es bisher acht Scouts. Sie sind allesamt von Profis geschult worden, kennen dank einer Einführung die Tücken von Geschäften am Telefon und an der Haustür und haben auch gelernt, auf welchen Wegen man Senioren am besten erreicht. Der Aufbau eines Netzes im Nordkreis ist ebenfalls geplant.
Die Verbraucher-Scouts arbeiten unentgeltlich und können zu Vorträgen z. B. in Seniorentreffs, Begegungsstätten oder bei Stammtischen und Bürgervereinen eingeladen werden. Knebel: „Wir suchen auf und klären auf.“ Es werde nur informiert, nicht beraten: „Wir sind zwar kundig, aber keine Experten.“
„Wir bauen das Ganze jetzt erst einmal auf und suchen aktuell Veranstalter und Träger, die uns einladen möchten.“ Und wenn jemand die Scouts verstärken und ebenfalls Verbraucher-Know-How weitergeben will? „Aber herzlich gerne“, sagt Erwin Knebel.