Neviges. . Für einen Liter Milch bekommt ein Bauer im Kreis Mettmann 22 bis 25 Cent. Damit können kaum die Produktionskosten gedeckt werden.

Der Appell von Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann, an den Verbraucher ist eindeutig: „Keine No-Name-Produkte kaufen, sondern Markenprodukte.“ Beim Einkauf könne jeder dazu beitragen, dass sich die Milchkrise wieder entschärft. Der harte Preiskampf im Einzelhandel ist einer der zahlreichen Gründe für den schwachen Milchmarkt.

Bau eines hochmodernen Stalls

Zwischen 22 und 25,67 Cent bekommt ein Milchbauer zurzeit für einen Liter ausgezahlt, in Velbert sind von dieser „dramatischen Situation“, so Martin Dahlmann, knapp zehn Betriebe betroffen. Einer von ihnen ist der Hof der Familie Mühlinghaus im idyllischen Windrather Tal. Natürlich freut sich Vater Emil Mühlinghaus, der den Hof seit 1969 bewirtschaftet, dass sein Sohn Martin den Hof mal übernimmt. Aber er weiß auch: „Er hat einen ganz schweren Stand.“ Der erfahrene Landwirt hat sich vor drei Jahren von der Sparte Ackerbau getrennt. „Noch so ein Jahr, und es sieht ganz duster aus.“

Am Sonntag ist hier Tag des offenen Hofes

Familie Mühlinghaus, Alaunstraße 82, öffnet Sonntag, 12. Juni, von 11 bis 17 Uhr ihre Pforten zum Tag des offenen Hofes.

Veranstalter ist die Landjugend Neviges, die schon seit einer Woche fleißig alles vorbereitet. Man darf die Stallungen besichtigen, zudem gibt es ein großes Kinderprogramm.

Als Sohn Martin, als junger Landwirtschaftsmeister voller frischer Ideen, seine Eltern von dem Bau eines hochmodernen neuen Stalles nebst zwei Melkrobotern überzeugen konnte, da sah die Welt noch anders aus. Da ging man noch von einem Auszahlungspreis von 30 bis 35 Cent aus. 850 000 Euro kostete der Stall, 110 Milchkühe geben hier im Monat rund 75 000 Liter Milch ab. „Das Tierwohl stand bei uns dabei an erster Stelle“ erläutert Martin Mühlinghaus. Zwei Melkroboter stehen 24 Stunden lang bereit, die Kuh kann hier selbst entscheiden, wann sie gemolken werden will. „Dabei wird sie von Kraftfutter angelockt“, ergänzt Marcel Tenhardt, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Mettmann.

Für Dorothea Mühlinghaus, die Jahrzehnte morgens um 5 Uhr zum Melken ging, hat sich der Alltag auf dem Hof grundlegend verändert. „Die Arbeit ist nicht weniger geworden, aber anders.“ Und falls man verschläft, geht die Welt nicht unter – Kollege Roboter ist ja da.

Neben den Milchpreisen ist der umstrittene Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat ein Thema in Politik und Landwirtschaft. Johannes Paas, 2. stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann: „Wir dosieren das ganz minimal, müssen auch ständig einen Sachkunde-Nachweis ablegen.“