Velbert. . Friedhelm Kopshoff wird mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. Der 87-Jährige will Velberter Platt und Heimatgeschichte für nächste Generationen retten.
Nach Maria Dübbers, Dr. Eduard Neumer, Gerhard Haun und Otto Bürger ist Friedhelm Kopshoff der fünfte Velberter, der den Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes für Verdienste um die landschaftliche Kulturpflege erhält. Bevor Kopshoff am kommenden Montag um 16 Uhr im Rathaus gewürdigt wird, sprach WAZ-Redakteur Matthias Spruck mit ihm.
Herr Kopshoff, Ihr Engagement für das Velberter Platt hat Sie in Velbert prominent gemacht. Haben Sie die Mundart an Ihre drei Kinder weitergeben können?
Zwei von ihnen wurden zwar in Velbert geboren, alle wuchsen jedoch in Düsseldorf auf. Einen Bezug zu Velbert und zum Platt haben sie nicht. Und meine Bücher lesen sie auch nur, weil sie der Vater geschrieben hat.
Mit welcher Motivation haben Sie nach Ihrer Pensionierung begonnen, sich für Mundart einzusetzen?
Der älter werdende Mensch ist voll von Erinnerungen an seine Kindheit, bei mir sind das überwiegend schöne. Das ist nicht nur die regionale Sprache, in der fast alle Menschen damals gesprochen haben, das sind auch die Originale wie Kappen-Welm oder Kommoden-Anna, die das Straßenbild geprägt haben. Die Geschichten mussten aufgeschrieben werden.
Die Geschichten existieren nur in mündlicher Überlieferung?
Ja. Und weil wir in unserem Mundartverein zunehmend älter werden, drohen diese lokalen Geschichten verloren zu gehen. Indem ich oder auch andere sie aufschreiben, bleiben sie der Nachwelt erhalten. Die WAZ bzw. die Velberter Zeitung hat da glücklicherweise immer durch Veröffentlichung geholfen.
Sie waren Baas, also Vorsitzender der Offers-Kompeneï. Wie erleben Sie den Verein?
Die Mitglieder sind sehr engagiert, kommen, wenn sie gesund sind, regelmäßig. Wir organisieren Vorträge, in denen das Wissen um Heimatgeschichte vertieft wird, sprechen, wie uns der Schnabel gewachsen ist.
Aber das Interesse an der Mundartpflege scheint nicht mehr besonders groß zu sein.
Da haben wir sehr unterschiedliche Zeiten erlebt. Tiefststand war in der Ära Erika Fahrenkrog mit 17 Mitgliedern. Vor zehn Jahren zählten Maria Dübbers und ich dann 50 Vereinszugehörige. Aber mittlerweile überwiegen die Abgänge deutlich und die Altersstruktur spricht auch eine klare Sprache: Fünf der Mitglieder sind über 90, unser Nachwuchs, zwei junge Leute, studieren auswärts.
Sie leben in Düsseldorf, wo das Rheinländisch ohne Not von Generation zu Generation fortbesteht. Warum geht das hier nicht?
Es gibt einige Umstände, die ich dafür verantwortlich mache: Velbert liegt auf einem Berg, ist schlecht erreichbar, die Menschen haben lange ein Eigenleben geführt. Viele Vertriebene haben nach dem Weltkrieg ihre eigene Kultur mitgebracht und waren für Platt nicht zu gewinnen. Außerdem scheint es mir Muttersprache hier verpönt zu sein.