Tönisheide. . Im Buckingham Palace, im Weißen Haus und in vielen Luxushotels auf der ganzen Welt surren Sebo-Staubsauger aus Tönisheide. Das Familienunternehmen Stein plant den Bau einer weiteren Halle.

Sie sorgen im Buckingham-Palace für Sauberkeit, kommen im Weißen Haus zum Einsatz, schlucken im Bundestag jeden Staubfussel. Und ob im Hilton, Adlon oder Waldorf Astoria – in unzähligen Luxushotels auf der ganzen Welt schieben Zimmermädchen einen in Tönisheide gefertigten Staubsauger über die Teppiche. Genau genommen einen „Bürstenstaubsauger“, denn: „Teppiche müssen gebürstet werden“, sagt Thomas Stein (50), in zweiter Generation Chef des Weltmarktführers „Sebo Stein & Co GmbH“.

Das Familienunternehmen schreibt mit seinen Geräten für die „Semigewerbliche Bodenpflege“ so die Abkürzung, Erfolgsgeschichte. Eine weitere Halle auf dem Gelände an der Wülfrather Straße ist derzeit in Planung – die vierte Erweiterung seit der Firmengründung 1978.

Wer mit Thomas Stein die Lagerhalle mit den transportfertigen Kartons durchquert, der macht einen Parforce-Ritt um die ganze Welt. „Da vorne ist Kanada, hinten Chile, Singapur, Neuseeland.“

Der ausgestreckte Arm zeigt mal in die eine, dann in die andere Richtung. Allein für ein riesiges Luxus-Hotel in Las Vegas habe das Unternehmen jüngst 2000 Geräte geliefert. Von der Entwicklung neuer Modelle bis zur Endkontrolle geschieht alles in dem Werk in Tönisheide. Lediglich die Motoren kauft „Sebo“ ein. So mitreißend begeisternd wie der Firmenchef später eine vierfach höhenverstellbare Bürste vorführt, so stolz sind einige Arbeiter über ihren Anteil an dieser Erfolgsgeschichte.

220 Mitarbeiter produzieren täglich 1500 Geräte

Klaus Stein gründete 1978 das Unternehmen, seit 1984 sitzt die Firma an der Wülfrather Straße. 220 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Am Tag werden hier 1500 Staubsauger produziert.

Geliefert wird in 50 Länder. Sebo-Geräte verbergen sich weltweit auch unter anderen Firmennamen. Kerngeschäft waren einst die Objekt-Reiniger, 1991 begann der Haushalts-Vertrieb.

Wieselflink packt Wladimir Fedorovitsch Kolotuschenko einen Schlauch nach dem nächsten in Plastiktüten. Was ihn nicht davon abhält, nebenbei sein halbes Leben zu erzählen. Wie er in die Firma kam, dass er seit 17 Jahren hier arbeitet, aber längst nicht so lange „wie Kollegen“. Ein paar Gänge weiter werden kleine Filzstreifen um Gelenke gebunden. Jeder Sauger, ob kleiner Schlitten für den Haushalt oder Profigerät, wird per Hand zusammengesetzt. „Der Faktor Mensch ist ganz wichtig. Auch, weil er so flexibel ist“, weiß Thomas Stein. „Es gibt langjährige Mitarbeiter, die merken sofort, wenn sich an einem Zulieferteil etwas geändert hat.“

Die Menschen in der Firma „mit Würde zu behandeln“, so Thomas Stein, sei schon für seinen Vater wichtig gewesen, noch heute hat Firmengründer Klaus Stein stets ein offenes Ohr für seine Belegschaft. Ja, das Geschäft habe schon das Familienleben stark geprägt, erzählt der Junior-Chef.

Als Schüler Paletten gestapelt

Doch bei allem Engagement für das Unternehmen: Nie habe der Vater ihn oder seine Geschwister – der Bruder ist Mediziner, die Schwester Steuerberaterin – zu etwas gedrängt. Vielmehr sorgte er dafür, dass dem ältesten Sohn in den Ferien nicht langweilig wurde: „Ich habe hier als Schüler wirklich alles gemacht, habe Paletten gestapelt, richtig gearbeitet.“ Und wunderbare Sachen an der Seite seines Vaters erlebt.

Als Zwölfjähriger kurvte er mit Papa im 7,5-Tonner morgens um sechs Uhr durch London, durfte dann allein U-Bahn fahren. „Mein Vater zeigte mir nur die Station, ich fand das toll. Das sind prägende Erlebnisse, das bleibt haften. Und wer fliegt schon mit 17 Jahren nach Singapur?“ Nach dem Maschinenbau-Studium in Aachen war es für den Diplom-Ingenieur daher klar, wohin die Reise geht. „Es gibt bestimmte Chancen im Leben, die bekommt man nur einmal.“

Die Chancen, dass die Firma „Sebo Stein“ auch in dritter Generation in Familienhand bleibt, stehen übrigens gut: Während die beiden Töchter, sieben und drei Jahre alt, lieber mit Mama kuscheln, darf Sohnemann (8) schon mal mit auf Geschäftsreisen. Denn Thomas Stein weiß: „Nie drängen, nie bequatschen. Sondern begeistern.“