Kreis Mettmann. . Während landesweit Angriffe auf Polizisten zunehmen, ist der Trend im Kreis Mettmann derzeit gegenläufig. Für die Behörde eine Momentaufnahme. Feuerwehr klagt zunehmend über Gaffer.

Landeskriminalamt (LKA) und Gewerkschaft der Polizei (GdP) schlagen Alarm: Im Jahr 2015 sind in Nordrhein-Westfalen fast 14 000 Polizisten im Einsatz beleidigt, bedroht oder gar attackiert worden – mehr als noch im Jahr zuvor. Das geht aus dem Lagebild 2015 des LKA hervor. In 527 Fällen wurden Beamte verletzt, in 497 weiteren Fällen sogar schwer. Bei vier Angriffen handelt es sich um versuchten Mord oder Totschlag. Insgesamt gibt es in NRW rund 45 000 Polizistinnen und Polizisten.

Im Kreis Mettmann jedoch sieht es derzeit anders aus. „Bei uns ist die Entwicklung momentan eher gegen den Landestrend“, sagt Polizeisprecherin Claudia Partha. „Aber das soll nichts verharmlosen. Jeder Angriff auf einen Kollegen ist einer zu viel und ist natürlich eine Belastung.“ Warum der Kreis besser da steht, als der Rest des Landes, dass sei höchstwahrscheinlich „Zufall. Unsere Beamten sind genauso gut geschult wie die Kollegen in den anderen Landkreisen und Städten“, sagt Partha.

Das wiederum soll heißen: „Ziel ist immer, deeskalierend zu wirken, die Situation zu entschärfen. Auch schon im Hinblick auf die eigene Sicherheit.“ Da seien die Kollegen sensibilisiert. „Nichtsdestotrotz müssen wir unsere Maßnahmen ja durchsetzen. Da haben manche Leute eben ein Problem mit.“ Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass gerade harmlos scheinende Einsätze unerwartet enden können: „Da geht es zu einer Ruhestörung und plötzlich haben wir es mit einer ganzen Gruppe zu tun.“

Bei der Velberter Feuerwehr ist es auch – noch – eher ruhig: „Wir erkennen aber Tendenzen, dass die Achtung vor den uniformierten Kollegen abnimmt“, sagt Markus Lenatz, Leiter der Feuerwehr Velbert. „Dabei wollen unsere Leute ja immer nur helfen.“ Dennoch: „Im Vergleich zu den großen Städten im Umkreis leben wir hier in einer Oase der Glückseligen“, sagt Lenatz. „Drohungen und Gewalt erleben wir nur ganz selten, das bewegt sich im Promille-Bereich.“ In den meisten Fällen würde das dann sogar mit dem Einsatz selbst zusammenhängen, „da geht es um Menschen mit psychischen Problemen oder Erkrankungen“, so Lenatz.

Polizei setzt Hund ein

Wesentlich mehr Probleme bereiten Gaffer bei Unfällen oder Einsätzen. „Jeder muss mit seinem Smartphone ein Foto oder ein Video machen und das dann irgendwo posten“, klagt der Velberter Feuerwehrchef. „Für uns heißt das: Mehr Leute einsetzen. Denn wir wollen die Persönlichkeitsrechte der Opfer schützen und wir brauchen dann zusätzliche Kräfte, die einen Sichtschutz halten.“

So schlimm wie in Hagen, wo die Polizei vor Kurzem sogar einen Hund einsetzen musste, um Schaulustige von einem Unfallort zu vertreiben, „ist es hier glücklicherweise nicht“, sagt Markus Lenatz. „Aber auch wir haben schon die Polizei um Unterstützung gebeten.“