Velbert. . Manchmal zerrt der Hund von WAZ-Redakteur Christopher Shepherd, manchmal pöbelt er auch. Hier können Hundetrainer helfen. Ein Erfahrungsbericht.

Meine Familie und ich sind ja auf den Hund gekommen: Seit 2012 haben wir unseren Harry, einen fast vier Jahre alten Border-Collie-Mischling. Und wenn Ihnen jemand erzählen sollte, er habe den liebsten und besten Vierbeiner der Welt, dann ist das schlichtweg falsch. Denn den tollsten Hund auf Erden haben wir.

Okay, manchmal zerrt er an der Leine beim Gassi-Gehen. Und gut, zugegeben: Wenn sein Lieblingsfeind Quentin (ein spanischer Podenco) an unserem Tor vorbeigeht, mutiert Harry schonmal zum Werwolf. Irgendwie nervt das doch ein wenig.

Eine Sprache, die auch unser Hund versteht

Zulassung durch das Veterinäramt

Die Hundeschule Leitwolf (www.derleitwolf.de) besteht seit 2006 und bietet Hundetrainings in der Umgebung an. So findet beispielsweise sonntags in Velbert an der Parkstraße eine einstündige Basiserziehung sowie eine Junghundeerziehung statt.

Leiterin Nicole Schmidt bekam 1978 ihren ersten Hund und hat sich seitdem intensiv mit Hunden, der Hundepsychologie und Erziehungsmethoden beschäftigt. Das Veterinäramt Wuppertal hat ihr die Zulassung zur Hundetrainerin erteilt.

Also, was tun, wollte meine Frau wissen. Da fiel mir ein, dass ich mal über einen anderen Bericht die Velberterin Heike Kolb kennengelernt hatte. Und sie arbeitet für eine Hundeschule. Wir hieß die Schule nochmal? Ach ja, Leitwolf, an der Stadtgrenze von Wuppertal und Velbert. Da habe ich gleich angerufen.

Schon wenige Tage später bekommen wir Hausbesuch: Heike Kolb und ihre Chefin Nicole Schmidt rücken quasi in „Leitwolf“-Mannschaftsstärke bei uns an, um Harry ein wenig zu bändigen. Und das geht erstaunlich unkompliziert. Zunächst einmal weist uns Nicole Schmidt in die Psychologie des Hundes ein. „Es nützt nichts, wenn Ihr mit der Stimme lauter werdet, um Harry zu zeigen, dass er etwas falsch macht. Das versteht er nicht und Ihr signalisiert ihm, dass er doof ist.“ Alles klar, was aber dann?

Heike Kolb holt daraufhin Leckerlis. Ein paar davon darf Harry fressen, dann ist Schluss mit lustig. „Sch!“ zischt Hundetrainerin Nicole Schmidt, gleichzeitig stupst sie ihn mit dem Finger an. „Damit habe ich ihn in der Hundesprache quasi leicht gebissen. Das hat er nun begriffen“, sagt sie. Und tatsächlich: Das nächste Leckerli legt die 52-Jährige vor Harry, fixiert es mit ihrem Blick und sobald er es nehmen will, ertönt wieder ein „Sch“. „Damit zeige ich, dass es meins ist“, so Nicole Schmidt. Das versteht Harry und trottet beeindruckt und ohne Leckerli davon.

Aus Dirty Harry wird Prince Harry

Toll, ob das auch bei unseren Kindern vor dem Süßigkeitenschrank funktioniert? Aber erstmal geht es ja um unseren Hund und wie er nun an der Leine folgsamer geht. Zunächst macht die Trainerin aber ein Friedensangebot an Harry, denn die Versöhnung nach der Korrektur ist wichtig. Sie redet sanft auf ihn ein und krault seinen Kopf. Schon geht Harry an der Leine mit – und zerrt auch gleich. Aber nicht mit seiner neuen Freundin Nicole. Sie dreht ihm den Rücken zu („so gibt es keine Kommunikation und keinen Konflikt mit dem Hund“), zupft leicht an der Leine und lässt ihr „Sch“ los. Harry macht die Kehrtwende mit und ist plötzlich gelassener.

Es folgt die Praxis mit uns: Auch meine Frau zieht buchstäblich Leine mit Harry – und das klappt ebenfalls viel besser. Zumindest ein paar Minuten lang, dann will sich Harry wieder selbstständig machen. Da muss man konsequent weitermachen, denn: „Hunde brauchen Vertrauen in Handlungen, nicht in Worte“, schildert Heike Kolb.

Etwas schwerer gestaltet sich die Begegnung mit einem anderen Hund, in diesem Fall ein Stoffhund aus der „Leitwolf“-Requisitenkammer. Harry bellt und knurrt den Eindringling an. „Geht jetzt mit ihm rückwärts“, ruft Nicole Schmidt uns zu. Harry lässt sich auch führen und nach ein paar „Schs“ und ein, zwei Stupsern beruhigt er sich etwas.

Aber hier ist Arbeit gefragt. „Das geht nicht so schnell. Da müsst Ihr viel üben“, sagt die Trainerin und ergänzt: „Euch fehlt nur etwas das Handwerkszeug, um Harry auch in solchen Situationen zu beruhigen, dass er merkt, Ihr seid bei ihm und er kann Euch vertrauen. Der Halter ist der Schlüssel.“ Das ist gut zu wissen, damit hoffentlich schon bald aus unserem gelegentlichen „Dirty Harry“ immer häufiger ein „Prince Harry“ wird.