Als Velberts großer Bücherfreund Horst Haaf vor gut sechs Jahren mit seinen restlichen Druckwerken ein kleines Antiquariat neben seinem ehemaligen Laden bezog, scherzte er gegenüber dem Journalisten: „Wenn ich mal nicht mehr bin, bekomme ich ein kleines Gedenken in meiner Velberter Zeitung?“ – Aber gewiss, Herr Haaf: Auf der ersten Lokalseite.
Am Sonntag ist Horst Haaf im Alter von 92 Jahren gestorben. Die meisten Velberter bringen ihn mit der Buchhandlung Löhr in Verbindung, die der junge Haaf nach seiner Rückkehr aus Kriegsgefangenschaft von seinem Schwiegervater erbte und die er 62 Jahre lang führte. Buch ist Kultur und Verpflichtung, pflegte Horst Haaf zu sagen, und daran hielt sich der gelernte Buchhändler und Buchbinder auch: Über 100 Autoren holte er zu Lesungen in die Stadt, an die Gespräche mit Heinrich Böll und Siegfried Lenz erinnerte er sich besonders gerne.
In den Fünfziger Jahren leitete Haaf den örtlichen Leseverein, bis zuletzt organisierte der „Herr der Bücher“ den alljährlichen Vorlesewettbewerb mit und freute sich jedes Mal sichtlich, wenn Mädchen und Jungen ihre Lieblingstexte vor einer Jury, der auch er angehörte, vortrugen. Haaf, der sich immer wieder als Händler und Bürger in die Stadtpolitik einmischte, hatte eine starke humoristische Seite: Unvergessen sind seine gut inszenierten Aprilscherze, darunter die Figur des Präsidenten von Polwanien.