. Mehr als 50 Kameras schauen in die Röhre. Straßen.NRW hat rund zwölf Millionen Euro in den Birther Lärmschutztunnel gesteckt. Arbeiten sind jetzt abgeschlossen. Die erste Regelwartung ist auch schon gelaufen.
Kaum hat Guido Cherchi die Fluchttür aufgestoßen, wird auch hier ein Kontakt ausgelöst, richtet sich sofort eine Kamera auf ihn. „Hier bleibt nix unbemerkt“, erklärt der Projektingenieur von der „Projektgruppe Tunnel“ beim Landesbetrieb Straßen.NRW. Mehr als 50 Kameras gucken jetzt rund um die Uhr in die Birther Röhre und liefern aus dem A 44-Tunnel Bilder für eine lückenlose Videoüberwachung.
Die hellwachen Augen sind ein Element des aufwändigen Maßnahmenpaketes zur Sicherheitsaufrüstung und -modernisierung, mit dem der gerade mal 840 Meter kurze Lärmschutztunnel nunmehr „fit nach den neuesten Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Tunnelanlagen“ ist. Rund zwölf Millionen Euro hat der Landesbetrieb einschließlich der schon vor Jahren umgesetzten Maßnahmen dafür ausgegeben – u. a. für neue Fluchttüren und Fluchtwegekennzeichnung nebst Beleuchtung, LED-Marker in den Randsteinen und Mittelstreifenquerung mit großen roten Toren vor beiden Portalen.
Meldungen gehen sofort an die Wehr
Und ist damit im Rahmen geblieben, wie Cherchi beim Ortstermin mit der WAZ auf Nachfrage versichert. Hingegen ist jetzt die reine Bauzeit mit 18 Monaten länger ausgefallen als geplant. „Das ist aber nicht unüblich bei so hochkomplexen Gewerken.“ Die Arbeiter haben mittlerweile das Feld endgültig geräumt; an Ostern ist die erste reguläre Wartung über die Bühne gegangen, wie sie halbjährlich fällig ist.
Die Kamerabilder werden in das üblicherweise unbesetzte, funkelnagelneue Betriebsgebäude oben an der Grünheide überspielt. Vor allem aber an die Tunnelleitzentrale mit 24-Stunden-Betrieb in Duisburg. Der Neubau ist mehr als doppelt so groß wie sein schlichter Vorgänger. Wo doch moderne Technik zumeist weniger Platz benötigt? „Wir haben ja auch bedeutend mehr Technik eingebaut“, kontert Guido Cherchi. „Besonders mehr Steuerungstechnik. Das bedeutet auch mehr Schränke für zugehörige Geräte.“
Wie viele Kilometer Leitungen verlegt worden sind, hat der Tunnel-Spezialist nicht parat. „Keine Ahnung, aber ‘ne unfassbare Menge.“ Zudem gebe es u. a. mehr als 20 000 Datenpunkte; alle acht Meter seien Temperatur-Detektoren eingebaut, die auf plötzlichen Anstieg reagierten. Die Meldungen würden gleich lokalisiert und bei der Feuerwehr Velbert sowie in Duisburg auflaufen.
Im Ernstfall – bei einem so genannten Heißbrand – werden die Kameras auf diesen Bereich gerichtet. Die Ampeln springen auf Rot und die Sperrschranken fahren zu.
Der Tunnel hat jetzt eine neue Regel- und Brandlüftung mit 21 Strahlventilatoren, eine völlig neue Beleuchtung und Entwässerung und – auf ihre Finessen ist Cherchi ausgesprochen stolz – eine niegelnagelneue Lautsprecheranlage für aktuelle Durchsagen, beispielsweise Verhaltensregeln. Ach ja, und man kann jetzt auch „störungsfrei“ den Verkehrsfunksender WDR II hören. Ein paar hundert Meter lang.