Velbert. . Evangelische Kirchengemeinde Velbert feiert die Grundsteinlegung mit einem besonderen Konzert am heutigen Samstag.
Sie ist in vielerlei Hinsicht Anziehungspunkt: die Alte Kirche am Offersplatz. Bei schönem Wetter sitzen die Menschen auf den Bänken rund um den Kirchenbau herum, töttern und genießen das kleine Idyll inmitten der Fußgängerzone. Rummelig wird es an Kirmestagen oder wenn die Winzer auf dem Platz ihre Zelte aufschlagen. In der Adventszeit tummeln sich die Weihnachtsmarktbesucher unter dem markanten Kirchturm und so mancher findet Einkehr in dem altehrwürdigen Kirchenbau.
Altehrwürdig ist in vielerlei Hinsicht der passende Begriff, denn vor nunmehr 250 Jahren wurde der Grundstein für die Kirche gelegt. Daran wird mit einem Festkonzert am heutigen 19. März erinnert. Unter der Leitung von Frank Schreiber werden unter anderem historische Instrumente zu hören sein. Pfarrer Martin Schmerkotte und Mitarbeiter des Archivs der Kirchengemeinde gestalten den Abend.
Einer dieser Archivare ist Ingomar Haske, der für diesen Anlass noch einmal tief in alten Kirchenbüchern und Dokumenten gekramt hat. „Viel Platz für eine Präsentation haben wir nicht“, bedauert er ein wenig.
Statt einer Vitrine muss zum festlichen Jubiläum eine Glasplatte reichen, die die historischen Materialien schützt. „Wir werden einige Fotos zeigen und eine Karte aus dem Jahr 1786.“ Auf letztere ist Haske besonders stolz, gibt sie doch Einblick in die Frühzeit des Bauwerks. „Damals gab es noch einen Friedhof. Den haben die Preußen, die nach 1815 hier im Rheinland die Macht übernahmen, aber schnell einebnen lassen. Es ging darum, mögliche Seuchenherde zu vermeiden. Der Friedhof, der außerhalb an der heutigen Bahnhofstraße angelegt wurde, war aber viel zu klein.“
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Eine Aufnahme aus dem Jahr 1958 wiederum zeigt den Innenraum zeigt aus heutiger Sicht eine Kuriosität: offenliegende Ofenrohre. „Damals gab es noch keine Heizungsanlage“, muss auch Haske schmunzeln. Wenig später, 1960, erfolgte die seit längerem geplante Renovierung und Modernisierung des Kirchenbaus. Neben dem Einbau einer Warmluftheizung und von neuen Emporentreppen wurden auch wesentliche Gestaltungsmerkmale im Innenraum verändert. So wurde durch den Abbruch der westlichen (ehemals reformierten) Orgelempore das Ganze luftiger. Auch der Einbau eines bequemeren Gestühls trug fortan dazu bei, die Alte Kirche zu einem modernen Kirchengebäude für die Gläubigen werden zu lassen.
Handgreifliche Konflikte
Längst überwunden waren damals die Konflikte zwischen der reformierten und der lutherischen Glaubensrichtung. „Die haben sich offen befehdet“, stellt Archivar Haske fest. Beide nutzten schon den Vorgängerbau der Alten Kirche, die Kapelle der Heiligen Ida. „Es gab gerichtlich festgelegte Gottesdienstzeiten. Und bei jeder Überschreitung gab es Ärger“, weiß Haske von Archivkollege Gerd Lensing, der die Geschichte der Alten Kirche in Velbert 2008 in einem Buch zusammengefasst hat. In den dort zitierten Dokumenten und Handschriften ist auch beschrieben, dass die Auseinandersetzungen handgreiflich geführt wurden, ja Raufereien sogar zwischen Pastören belegt sind. Sie führten zu Prozessen vor dem Gerichtsstand in Angermund. Und wenn die historischen Mauern am Offers reden könnten, würden sie sicherlich noch viel mehr dieser Anekdoten zu erzählen haben.