Kreis Mettmann. Obwohl es mit dem heimischen Arbeitsmarkt erfreulich bergauf geht, wird die Zahl der Betroffenen seit 2009 einfach nicht kleiner. Das liegt wohl auch an der Beschäftigungsstruktur.

Die Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit 2011, die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf einem Allzeithoch: Vom heimischen Arbeitsmarkt gab es zuletzt richtig gute Nachrichten. Allerdings halten sich auch hartnäckig Probleme.

Eines ist – neben dem Missverhältnis zwischen Ausbildungsplatz-Offerten und -Suchenden sowie der (immerhin deutlich rückläufigen) Jugendarbeitslosigkeit – die Langzeitarbeitslosigkeit. An ihrem Abbau wollen die Agentur für Arbeit Mettmann und das Jobcenter „ME-aktiv“ weiter arbeiten: „Wir werden unsere Bemühungen noch einmal verstärken“, kündigt Agenturchef Marcus Kowalczyk an. Und dazu besteht leider auch Anlass. Von den kreisweit mehr als 17 000 (Stand Ende Januar) arbeitslosen Menschen sind rund 7600 (Jahresdurchschnitt 2015) schon ein Jahr und länger auf Jobsuche. Mit diesem Anteil liegt der Kreis Mettmann über dem Landesschnitt. Die Ursache, vermutet Kowalczyk, liege wohl in der hiesigen Beschäftigungsstruktur. Viele Angelernte und Beschäftigte ohne formale Qualifikation seien früher vor allem in der Industrie gebraucht worden, doch solche Stellen würden immer rarer. Dazu trage auch der Trend zur Spezialisierung und Zertifizierung bei. Mittlerweile kommen auf eine Stelle mit Helferniveau 30 Jobsuchende mit Helferniveau. Bei Fachkräften beträgt das Verhältnis hingegen eins zu sechs.

Exakt ein Drittel der Langzeitarbeitslosen ist übrigens seit ein bis zwei Jahren ohne Job. Eine zahlenmäßig große Gruppe bilden Männer und Frauen, die 50 Jahre und älter sind; ihnen stehen aber in etwa gleichem Maße langzeitarbeitslose 25- bis 40-Jährige gegenüber.

Mit 57 Millionen Euro wird gefördert

Arbeitsagentur und Jobcenter laden auch gezielt „Lebensältere“ ein. Diese seien in der Regel hochmotiviert, und man brauche im Betrieb die richtige Mischung.

Beide Einrichtungen haben eine Vielzahl von Maßnahmen in petto. Hierzu zählen neben Weiterbildung/Umschulung etwa Eingliederungs- und Gründungszuschüsse, Maßnahmen beim Arbeitgeber sowie ein neues, gecoachtes Modellprojekt.

In 2016 wollen die Agentur für Arbeit Mettmann und das Jobcenter für die Förderung von Arbeits- und Ausbildungssuchenden rund 57 Millionen Euro ausgeben.

Nachdem es von 2007 bis 2009 infolge erweiterter Fördermöglichkeiten einen starken Rückgang gegeben hatte, liegt seither die Langzeitarbeitslosigkeit auf gleichbleibendem Niveau, wirkt sie wie ein starrer Block. Das gilt aber nur quantitativ; es gibt nämlich ständig in etwa gleichem Maße Zu- und Abgänge, es gibt viel Fluktuation.

Am stärksten betroffen sind Arbeitslose mit bzw. ohne Hauptschulabschluss. Ebenso ist eine fehlende Berufsausbildung von Übel, ist sie doch „der mit Abstand größte Treiber“ von langanhaltender Arbeitslosigkeit. „Umso wichtiger ist hier auch die Qualifizierung von Flüchtlingen“, sagt Martina Würker (Jobcenter), „damit sie erst gar nicht in diesen Block geraten.“

„Das Problem macht uns gottseidank nicht ohnmächtig“, betont Kowalczyk und nennt als Ausweg aus der Langzeitarbeitslosigkeit u. a. spezielle Schulungen sowie Teil- und Voll-Qualifikationen, um den „Marktnachteil auszugleichen“. „Wer sich auf Schulungen einlässt, hat ne echte Chance“, versichert Würker. Man bekomme während der Zeit – zumeist etwa zwei Drittel der Dauer einer regulären Ausbildung – zwar „nur“ Leistungen, habe dafür aber eine „ungleich bessere“ Perspektive.