Langenberg. . Ein Grabstein mit dem Namen des NS-Außenministers auf dem Friedhof an der Hohlstraße in Langenberg sorgt weiter für Ärger. Die Stadt untersucht jetzt die gesetzliche Lage.
Hätte die Stadt Velbert eine gesetzliche Handhabe gehabt, das Auflegen eines Grabsteins für den als NS-Kriegsverbrecher hingerichteten Joachim von Ribbentrop auf dem Friedhof an der Hohlstraße zu verhindern? Wäre sie durch geltendes Rechts sogar dazu verpflichtet gewesen? Und: Wie ist – abseits von allen rechtlichen Fragen – die Gedenktafel für einen der Hauptkriegsverbrecher unter politischen und moralischen Aspekten zu bewerten? Fragen, die nach dem gestrigen WAZ-Bericht über die Ribbentrop-Grabstelle in Langenberg nicht nur Velberts Verwaltungsspitze beschäftigen.
„Wer hat diesen ungeheuren Vorgang der Überführung der Grabplatte auf den Langenberger Friedhof genehmigt? Und überhaupt, wieso Langenberg, wo doch einige Nachfahren der Familie Ribbentrop in Neviges leben?“ Diese Frage richtete der Langenberger Michael Dorka, der den Gedenkstein auf dem Friedhof entdeckte, nicht nur an Velberts Bürgermeister Dirk Lukrafka. Seinen Brief, in dem Dorka Aufklärung über die Grabplatte für den Nazi-Außenminister verlangt, adressierte er gleich auch an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, an NRW-Justizminister Thomas Kutschaty und an Langenbergs SPD-MdL Volker Münchow.
Dass Dorka inzwischen auch die Landesregierung in der Pflicht sieht, zu dem „ungeheuerlichen Vorgang“ in Langenberg Stellung zu nehmen, hat eine Vorgeschichte. Hatte er sich doch mit seiner Entdeckung zunächst an seinen heimischen Landtagsabgeordneten Münchow gewendet – eine Begegnung,, bei der sich die beiden(O-Ton Dorka) „gestritten haben wie die Kesselflicker“.
Wie kam die Gedenktafel nach Langenberg?
„Herr Münchow teilte mir dabei mit, dass er seit sechs (!) Monaten an der ,Sache’ dran sei, um sie zu verhindern oder den Grabstein beseitigen zu lassen“, schreibt Dorka. Und weiter: „Er sagte mir, dass das Justizministerium (...) keine Handhabe zur Verhinderung der Grabplatte sehen würde“.
Vom Bürgermeister will der Langenberger nun wissen: „Wer hat den Nachfahren Ribbentrops, deren Zufluchtsort bei Kriegsende die ehemalige Stadt Neviges war, den Erwerb des Grabgeleges in Langenberg ermöglicht?“. Seit November liege der Stein dort. Und – was er als „besonders befremdlich“ empfinde: „Im Blickfeld der Grabplatte liegen das Ehrenmal und die Gräber der Opfer und Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, man könnte sagen – wenn es denn eine Leiche unter der erwähnten Grabplatte gäbe – zu Füßen des erwähnten Kriegsverbrechers.“
Fotos von Grabplatte im Internet
Dass – wie es im ersten WAZ-Bericht bereits Linken-Fraktionsvorsitzender Harry Gohr befürchtet hatte – Langenberg mit dieser Grabstelle zu einem Wallfahrtsort für alte und junge Nazis werden könnte, treibt auch Dorka um. Denn: „Seit November sind bereits Fotos dieses Grabgeleges mit der Ribbentrop-Grabplatte auf ,einschlägigen’ Seiten zu finden.“
Bei der Stadt erklärte man gestern, die Sache derzeit juristisch zu überprüfen. Für Michael Dorka allerdings steht bereits fest: „Die Stadtverwaltung, in deren Zuständigkeit der Friedhof fällt, hat – unabhängig davon, ob ein juristisches Nachspiel erfolgt, politisch und moralisch versagt.“