Neviges. . Nicht nur zu Weihnachtszeit werden hier Wünsche notiert, die es für kein Geld der Welt zu kaufen gibt. Im Fürbitten-Buch im Dom zu Neviges finden sich täglich anrührende Einträge.
Weihnachten, Fest der Liebe und auch der Wünsche. Kinder schreiben Listen, die Eltern gehen auf Einkaufstour. Doch es gibt Wünsche, die kein Geld der Welt erfüllen kann. Im Dom bitten Menschen das ganze Jahr über darum, dass ihnen diese Wünsche erfüllt werden: Gesundheit, Schutz für die Familie, Hilfe in ausweglosen Situationen. Doch das Fürbitten-Buch ist mehr als ein sakraler Wunschzettel. Manche drücken ihre Begeisterung über die eindrucksvolle Architektur des Gotteshaus aus, vor allem Kinder „reden“ einfach ein bisschen mit Gott.
Hilfe für die kranke Mama
„Hallo, lieber Gott. Wie geht es Dir? Ich freue mich, Dich zu sehen“, kritzelte ein kleines Mädchen. Weniger fröhlich, aber sehr zu Herzen gehend der Eintrag eines Kindes, das sich von seinen Klassenkameraden unverstanden fühlt: „Lieber Gott, ich glaube an Dich. Alle aus meiner Klasse lachen mich aus, aber ich höre nicht hin.“ Da schluckt man schon, ebenso wie bei jener verzweifelten Bitte eines Mädchens, das Angst um seine kranke Mutter hat. „Ich möchte sie nicht verlieren, habe sie so lieb.“
Der Dom ist die zweitgrößte Kirche im Erzbistum Köln
Das Fürbitten-Buch befindet sich, vom Eingang des Doms aus gesehen, unten links, auf dem Weg zur Krypta. In diesem Bereich wird Heiligabend auch das Adventsgesteck gegen das Jesuskind ausgetauscht.
Der 1968 von dem Kölner Architekten Gottfried Böhm erbaute Mariendom ist nach dem Kölner Dom die zweitgrößte Kirche im Erzbistum Köln. Das zeltartig erbaute Gotteshaus bietet 6000 Besuchern Platz.
Manchmal sind es auch ganz konkrete Probleme, bei denen Hilfe von „ganz oben“ erwünscht ist. Ein pfiffiger Schüler will vor seiner nächsten Mathearbeit auf Nummer sicher gehen, eine Mutter, Ehefrau oder auch Freundin möchte, dass ihr Sohn oder Ehemann endlich wieder Arbeit findet und seine Mühen belohnt werden.
Glaube, Liebe, Hoffnung – es sind vor allem diese drei magischen Worte, die sich in dem dicken Fürbitten-Buch widerspiegeln: So wendet sich eine Frau mit „einem Anliegen, in dem nur der Himmel helfen kann“ an die „liebe Mutter Gottes“. Und das wohl nicht zum ersten Mal, wie aus dem letzten Satz hervorgeht: „Danke für die Bereitschaft, immer zu helfen.“
Dank für ein erfülltes Leben
Einige Seiten sind mit kleiner Schrift eng beschrieben, auf anderen steht großzügig ein einzelner Satz. Sehr oft wird Schutz für die Familie erbeten, Gesundheit für „all unsere Kinder und Enkel“, ein kleiner Junge möchte, dass es „allen Tieren“ immer gut gehe und findet es „toll, dass es Tiere gibt“. Eine verlassene Ehefrau oder Freundin wünscht sich, dass ihr Herzallerliebster zu ihr zurück finde und Jesus jenem Mann die Augen öffne, dass die Nebenbuhlerin ihm doch nur schade...
Jeden Tag gibt es Einträge, vor allem in der Wallfahrtszeit in verschiedenen Sprachen. Im Advent bitten viele allgemein um ein friedliches Fest, aber auch ganz persönlich um häusliche Harmonie, darum, dass „sich alle verstehen und es wieder richtig schön wird“. Immer wieder finden sich verzagte Sätze voller Einsamkeit und Verzweiflung („Schick mir bitte einen Menschen, dem ich ganz vertrauen kann“), aber auch voller Dankbarkeit und Demut: „Danke für das wunderbare Geschenk der Beichte“, steht da oder auch „Danke, dass du mir geholfen hast, bleib weiter bei mir.“ Ganz mit sich im Reinen ist folgender, der Handschrift nach zu urteilen älterer Mensch: „Ich danke dir für ein erfülltes Leben! Lass es noch bitte weiterhin so schön sein. Ich liebe die Welt.“ In diesem Sinne: gesegnete Weihnachten.