Kreis Mettmann. . Um auf die individuelle Situation der Flüchtlinge einzugehen, bieten Arbeitsagentur und Jobcenter Mettmann ab Dezember eine zentrale Anlaufstelle.
Nein, nicht jeder der etwa 2000 derzeit in den Notunterkünften im Kreisgebiet untergebrachten Flüchtlinge ist Arzt oder Ingenieur. Angesichts der Tatsache, dass rund ein Viertel der Flüchtlinge zwischen 16 und 25 Jahre alt ist, ist dies auch kaum möglich. An Potenzial mangelt es laut Christoph Löhr dennoch nicht.
„Diese Menschen haben viele Talente und auch erlernte Fähigkeiten – also Potenzial, auf dem sich aufbauen lässt“, sagt der Pressesprecher der Arbeitsagentur Mettmann. Zwar werde nicht erwartet, dass die meisten direkt in Arbeit vermittelt werden können, doch „sie sind die Fachkräfte von morgen“, ist er sicher.
Weil die demografische Entwicklung im Kreis und das derzeitige Beschäftigungshoch einen wachsenden Arbeitskräftebedarf absehbar machen, wollen Arbeitsagentur und Jobcenter ME-aktiv dieses Potenzial nicht ungenutzt lassen und richten zu diesem Zweck in Mettmann einen Integration Point ein. Hier sollen Kompetenzen gebündelt und auf individuelle Problematiken eingegangen werden. Ein erster Schritt hierbei ist die Kompetenzfeststellung: „Wir schauen, was jeder Flüchtling kann, ganz individuell“, erklärt Martina Würker, Geschäftsführerin des Jobcenters, und dabei müsse auch schon mal um die Ecke gedacht werden. „Hat jemand zum Beispiel in Syrien in einem Betrieb gearbeitet, fragen wir uns, welche Kompetenzen muss er eigentlich noch erwerben.“ Manchmal heißt das, dass jemand nur noch Teilprüfungen brauche, um Handwerksgeselle zu werden.
Für junge Leute steht indes meistens die Schul- und Hochschulbildung im Mittelpunkt. „Oft geht es auch einfach darum, den Menschen das deutsche System zu erklären“, erklärt Löhr. Gerade junge Leute würden häufig studieren wollen, was sie aber anstrebten, werde nicht selten durch eine duale Ausbildung vermittelt.
Und gerade weil die Problematiken so unterschiedlich sind, lohne sich die Einrichtung einer Anlaufstelle, so Löhr. Schließlich werde so auch das Problem fehlender Deutschkenntnisse effektiv angegangen. Denn schon frühzeitig soll gewährleistet sein, dass Sprachunterricht stattfindet. Indem verschiedene Behörden zusammenarbeiten – eingerichtet wird der Integration Point zwar unter Federführung des Jobcenters, doch neben der Arbeitsagentur ist auch die Ausländerbehörde beteiligt – sollen auch bürokratische Hürden leichter aus dem Weg geschafft werden. „Schon parallel zum Sprachunterricht sollen Zeugnisse verifiziert werden“, erklärt Löhr, ebenso würden Fragen zu Arbeitserlaubnis und Vorrangprüfung parallel bearbeitet.
Willkommenskultur
Neben Formalitäten geht es Martina Würker auch um Willkommenskultur. Darum sind die zuständigen Mitarbeiter nicht nur im Behördendeutsch firm. „Englisch sprechen sie sowieso“ und neben Französisch seien sogar Farsi und Arabisch vertreten, so Würker. „Würde ich in einem anderen Land arbeiten, dann würde ich mich schließlich auch freuen, wenn man mich mit einem Herzlich Willkommen empfängt.“