Neviges. . Ein bunter Lindwurm zog am Abend des 10. November von der Tönisheider Straße Richtung Dom. Schulen und Kindergärten beteiligten sich an dem St. Martinszug der KAB.
Ein bisschen aufgeregt ist Miriam (9) ja schon. Ob ihre Glitzer-Lanpe wohl leuchtet bis zum Schluss? „Die haben wir alle im Unterricht gebastelt, ich gehe in die dritte Klasse.“ Zusammen mit Jan und Maximilian, aber die schwenken ganz cool ihre Gespenster-Leuchten. „Ist ja dasselbe wie letztes Jahr.“ Punkt 17.30 Uhr legt das Fanfarencorps Neviges los – und ein wunderbar leuchtender Lindwurm schlängelt sich vom Schulhof der evangelischen Grundschule weg in Richtung Tönisheider Straße, Ja, dasselbe wie letztes Jahr, und das ist gut so. Denn jeder hier liebt den großen Martinszug der KAB. Und alle machen mit.
Die Nevigeser Kindergärten, die Grundschulen und wenn Opa da vorne mal weniger erzählen würde, bekäme er auch mit, dass bei der Freundin seiner Enkelin gerade die Katastrophe ausbricht: Die Lampe ist aus. Opa marschiert weiter, zum Glück gibt’s ja Streckenposten, und als der Großvater sich umschaut, ist alles wieder im Lack.
Sankt Martin wurde am 11. November beerdigt
Am 11. November ist Sankt Martin von Tours beerdigt worden, daher ist dieser Tag der Martinstag. Geboren 316 n. Chr. im heutigen Ungarn, traf der römische Soldat auf der Straße einen frierenden Bettler. Er teilte seinen Mantel mit einem Schwert und gab ihm die Hälfte.
In Tönisheide gab es gestern zeitgleich einen Martinszug.
Ganz fest hat Benjamin (2) die Faust um den Stab seiner Seeräuber-Laterne gekrallt, die Papa gebastelt hat, inklusive Augenklappe. Mutter Christiane Haustein liebt diesen Abend. „Für mich ist das hier wichtig, ich bin auch schon ohne Kind mitgelaufen, aber jetzt ist das natürlich noch etwas anderes.“
Der leuchtende Lindwurm, angeführt vom Löschzug der Feuerwehr Neviges, macht Halt vor dem Altenheim Domicil. Felix (5) ist ungeduldig, Mutter Monika Hänel erklärt ihm, dass die alten Leuten hier sich freuen. Aha. „Die Weste, die hab ich von Till“, plaudert Felix drauflos. Till ist sein Bruder. Kann ja nicht schaden, so ein grelles Neongelb, Sicherheit ist Trumpf.
Hoheitsvoll schreitet Pony Nelly mit St. Martin durch die Elberfelder Straße. „Ist das noch weit?“, quengelt ein Kind. Mütter, die als Ordner eingesetzt sind, achten darauf, dass niemand klüngelt, dass alle zusammen auf dem Domplatz ankommen. „Die Ausgabe der Weckmänner erfolgt erst nach dem Martinsspiel“, stellt Franziskanerbruder Frank klar: „Rechte Tür rein, linke raus, das hat sich so eingespielt.“ Hm, Weckmänner und heißer Kakao, auch wenn der heute Abend nicht groß wärmen muss, das sind doch prima Aussichten.
Wochenlang hat die vierte Klasse der Sonnenschule unter der Leitung von Barbara Castelle das Martinsspiel eingeübt. „Niemand gibt mir was“, beklagt sich der frierende Bettler. Nicht der Verkäufer in Bierbach’s Laden, nicht die zickigen Hausfrauen. St. Martin reitet auf den Platz, ein Ruck durch den tiefroten Stoff, glücklich wickelt sich der Bettler in den halben Mantel. Pony Nelly trottet davon, in das Knäul um den Platz kommt Bewegung – auf zu den Weckmännern.