. Sie ist Managerin, Personalchefin und hat einen guten Draht nach ganz oben: Schwester Bärbel Leopold stand als Oberin 19 Jahre an der Spitze der Diakonie Bleibergquelle. In einem Monat wird sie pensioniert.
Keine Personalentscheidung wird ohne sie getroffen. Kein Lehrer ohne ihre Einwilligung eingestellt, keine neue Schwester aufgenommen. Müssen unnötige Kosten gesenkt werden, ist sie ein knallharter Sanierer. Schwester Bärbel Leopold (64), Oberin in der Diakonie Bleibergquelle, ist Chefin im Ring über alle Einrichtungen auf dem idyllisch gelegenen Gelände an der Bleibergstraße. Mitte November geht sie nach 19 Jahren in Pension. Danach steht ein Dreier-Team an der Spitze, verwaltet und organisiert, was die energische und lebensfrohe 64-Jährige bis jetzt allein gewuppt hat.
Die gelernte Industriekauffrau freut sich auf ihren Ruhestand, freut sich auf mehr Zeit für ihre Hobbys: „Ich ziehe selbst Kerzen, die sind der Renner in meinem Lädchen hier auf dem Gelände.“ Klare Sache, dass sie den Laden einst selbst renoviert hat. Selbst ist die Frau, und die tut allerhand, um als Managerin vor Gottes Gnaden fit zu bleiben. Ihre braunen Augen blitzen vor Unternehmungslust: „Bergwandern, Skifahren, jetzt komme ich auch wieder regelmäßiger in die Muckibude, die hat ja zum Glück 24 Stunden geöffnet.“
Eltern verweigerten Zustimmung
Ein Energiebündel, das nicht lange fackelt, sondern anpackt. Wie kommt eine junge Frau mit gesichertem Arbeitsplatz auf die Idee, in die Schwesterntracht zu schlüpfen? „Glaube ist Freude“, sagt sie schlicht. Und die Freude kam der Duisburgerin zu kurz in der Montagefirma, in der sie für das Personalwesen zuständig war: „Ich ordnete Papiere, dachte plötzlich: Was tust du hier? Das kann ja jeder.“
Warum sie ausgerechnet in der Bleibergquelle ihren Weg suchte und ihr Glück fand: „Als Teenager war ich hier oft in der Pfingstkonferenz, da bin ich mit dem Fahrrad von Duisburg nach Velbert gefahren, ging ganz gut.“ In der jungen Frau reifte ein Entschluss: „Wenn es Gott gibt, will ich ihn nicht gegen mich haben. Dann will ich das tun, was Gott gefällt.“
Doch das gefiel den Eltern überhaupt nicht: Sie hielten ihre Tochter für übergeschnappt und verweigerten die Einwilligung zum Eintritt in die Schwesternschaft. Was Bärbel Leopold nicht störte. Dann wartete sie eben bis zur Volljährigkeit und klopfte mit 21 Jahren – damals die Grenze – eigenständig an die Tür des Diakonissen-Mutterhauses. „Der Glaube ist eine entlastende Beziehung. Eine Beziehung, die mir gut tut. Ich habe begriffen, dass ich keine Leistung erbringen muss, um anerkannt zu sein.“
Straff organisierter Arbeitsalltag
Eine bemerkenswerte Einstellung für eine Frau, die 19 Jahre lang unter anderem die Interessen von 130 Schwestern vertrat. „In deren Namen wickel ich die geschäftliche Dinge ab.“ Und, so sagt sie bescheiden auf Nachfrage: Bei allem, was sich auf dem Gelände tut, hat sie das letzte Wort.
Der Arbeitsalltag der begeisterten Krimileserin ist straff organisiert: Aufstehen um 6.30 Uhr, „dann nehme ich mir meine persönliche stille Zeit“ , um 7.30 Uhr ist gemeinsame Andacht mit allen Schwestern, um 8 Uhr die erste Leitungsbesprechung. Vormittags Korrespondenz erledigen, „eben alles, was so anfällt in einem Betrieb“, nach dem Mittagessen um 13 Uhr Personalbesprechung, der Nachmittag ist ausgefüllt mit Konferenzen und persönlichen Gesprächen. „Ach ja, ich mache auch noch mit in der Gemeinde.“ Die Arbeit an der Basis lag ihr immer sehr am Herzen. Rückblickend erinnert sie sich gern an die Entstehung der christlichen Gesamtschule. „Das war ja nicht die Idee der Schwesternschaft, sondern der Eltern, alles sehr spannend.“
Umräumen, aufräumen, wegwerfen – in den letzten Wochen vor der Pensionierung gibt es neben der Arbeit viel zu tun. Das Feld soll schließlich ordentlich bestellt übergeben werden. Nur die üppige Kletterpflanze im Büro bleibt, wo sie ist. „Die hat sich so festgekrallt, die können Sie nicht umziehen, sonst gibt die ihren Geist auf.“ Und das will hier niemand.