Langenberg. . Zum letzten Mal schiebt Bäckermeister Dieter Deibl am 26. September seine Brötchen in die Öfen der Richrather Mühle. Der Betrieb macht zu – die Preiskonkurrenz der Discounter war zu groß.
Bäckermeister Dieter Deibl wird schon morgen zum letzten Mal seine Backwaren in die Öfen der Richrather Mühle schieben. Die traditionsreiche Bäckerei, gegründet 1896, wird dann Geschichte sein. Ebenso wie rund 300 andere Betriebe in Deutschland, die schon im letzten Jahr für immer die Türen schlossen: sie unterlagen im Konkurrenzkampf gegen die Großen der Branche und den Discountern, die seit wenigen Jahren ihre Ware selbst aufbacken und zu günstigen Preisen verkaufen. „Bevor ich eine Insolvenz anmelden muss,“ erklärt der Pächter des Unternehmens, „habe ich langfristig die Liquidation geplant und durchgezogen.“
20 Jahre erfolgreich geführt
Dieter Deibl übernahm 1994 vom heutigen Besitzer Hans Weindorf die Bäckerei und investierte ein Jahr später eine halbe Million Euro in neue Backöfen. Nach und nach erweiterte der Unternehmer den gut laufenden Betrieb. 2010 beschäftigte die Richrather Mühle rund einhundert Mitarbeiter, davon sieben gelernte Bäcker. In 16 Verkaufsstellen im Kreisgebiet Mettmann verkaufte das Unternehmen seine Waren.
Bäckerei in Bonsfeld schließt ebenfalls
Das Ladengeschäft der Richrather Mühle Bäckerei GmbH auf der Bonsfelder Straße 1 wird ebenfalls am morgigen Samstag schließen.
Das „Velberter Brot“, ein Mischbrot aus Roggen und Weizen, erfreute sich dort großer Beliebtheit. Neben Brötchen und Brotwaren gab es auch Kuchen und Gebäck.
„Unsere Brote wurden immer in Handarbeit mit eigenem Sauerteig hergestellt,“ berichtet Deibl stolz, der auch Bäckerlehrlinge in dem Unternehmen am Hardenberger Bach ausbildete. „Einen Einbruch mussten wir durch die Schließung der Velberter Karstadt Filiale hinnehmen“, bedauert der ehrgeizige Bäckermeister. „Das war unsere am besten laufende Verkaufsstelle.“ Das war aber nicht das einzige Problem, das auf den familiär geführten Betrieb zukam: Ein großer Lebensmittelhändler versorgte die Kunden nun durch einen zu hundert Prozent dem Konzern gehörenden Bäckereibetrieb.
Die Auslastung der Öfen ging mehr und mehr zurück. Bereits 2012 verzeichnete das Unternehmen ein kleines Minus und in den folgenden zwei Jahren ging es weiter bergab. „Anfang diesen Jahres habe ich mich entschlossen, die Bäckerei und Filialen Zug um Zug zu schließen“, berichtet Deibl traurig. „Ich wollte den treuen Mitarbeitern Zeit geben, etwas Neues zu finden.“ Die noch verbliebenen Verkaufsfilialen werden von kleineren Bäckereien übernommen, das Inventar des Fertigungsbetriebes wird verkauft.
„Mein Lebenswerk geht kaputt,“ sagt der 57-jährige Bäckermeister deutlich – aber sichtlich stolz darauf, dass er mit einem guten Gewissen und ohne Verluste das Traditionsunternehmen vor dem 120-jährigen Jubiläum schließt.