Langenberger Waldorfschule bildet Lehrer im Bereich Inklusion aus. Hohes Engagement zeichnet Lehrer, Eltern und Schüler aus
Der Abend vor dem ersten Schultag sollte ein „besinnlicher“ werden. „Bis die Nachricht kam, dass das ganze Projekt in Gefahr geriet“, Matthias Braselmann, Mitbegründer der freien Waldorfschule „Windrather Talschule (WTS) erinnerte sich, als sei es erst gestern gewesen. Durch die Absage der Eltern eine Kindes geriet vor genau 20 Jahren das gesamte Projekt WTS in Gefahr. Es gab Tränen, Vorwürfe, aber auch Hoffnung, die sich letztlich erfüllte.
So konnte die WTS nun auch mit einem Festakt ihr 20-jähriges Jubiläum begehen. Bis auf die letzten Fußboden- und Stehplätze gefüllt war der Deilbachsaal, den Eltern und Lehrer in Eigenleistung im März 2012 fertig gestellt hatten und der nun Eltern, Schülern und Gästen Platz bot. In einer Stunde erhielten diese eine Zusammenfassung seit den Anfängen der Schule am 28. August 1995, an dem 15 Kinder in einem Gebäude am Rande Velberts eingeschult wurden.
Vorreiter in der Inklusion
Seitdem ist die Schule gewachsen. Als man das Angebot der Stadt Velbert für das jetzige Gebäude erhielt, stellte das die Schulgemeinschaft vor eine echte Aufgabe: „Das Gebäude war in einem desolaten Zustand mit Frost-, Wasser- und Feuerschäden. Das herzurichten empfanden wir als besondere Herausforderung“, blickte Veronika Kruse, seit den ersten Tagen Russischlehrerin der Schule, zurück. Von den Schäden der Anfänge ist nichts mehr geblieben. Zur Lernlandschaft gehört seit einigen Jahren das Berufskolleg für Sozial- und Gesundheitswesen. Den Zweig der beruflichen Bildung will die Schule mit einem weiteren Bildungsgang im nächsten Jahr weiter ausbauen. Die Genehmigung für das Berufsgrundjahr im Berufskolleg liegt vor und vielleicht können dort Schüler aller Schulen ihren Schulabschluss schon ab dem nächsten Schulhalbjahr nachholen. Auch diese Ausbildungsform wird sehr praxisorientiert sein.
In seiner Rede erinnerte Braselmann noch einmal daran, dass das Leben mit Inklusion vor 20 Jahren noch gar nicht formuliert oder gefordert war, es aber in der WTS aus freien Stücken von Beginn an selbstverständlich gelebt wurde. Weshalb die Langenberger Waldorfschule heute als Vorreiterin unter den Waldorfschulen im Bereich Inklusion gilt. „Mit der ‘Werkstatt Inklusion’ werden hier Lehrer über zwei Jahre fortgebildet, nicht nur aus Waldorfschulen“, so Braselmann.
Nach dem Festakt, für den sich auch Bürgermeister Dirk Lukrafka Zeit genommen hatte, konnten die Gäste auf dem Parkplatz von Gardinen Bender noch eine ganz besondere Vorführung erleben: Auf Teppichen stellten die Breakdancer „Camps Breakers“ aus Gaza tänzerisch dar, wie das Leben im Gazastreifen unter ständiger Bedrohung ist.
„Es war sehr bewegend, aber unverkrampft, einfach frisch und nicht tränenlastig“, fasste Sonja Wolfram den Festakt zusammen.