Velbert. . Serap Çetinbilek berät für den Verein Bepro Erwerbslose – oder Menschen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Die Zahl der Kunden steigt von Jahr zu Jahr.
„Täglich kommen sieben bis acht Kunden nach Terminabsprache zu uns“, schildert Serap Çetinbilek vom Verein Bepro. Die Rede ist nicht von einem Besuch beim Arzt, der eine kurzzeitige Behandlung mit Antibiotikum vorsieht. Vielmehr geht es um eine akutere Erscheinung der heutigen Gesellschaft – nämlich der andauernden Erwerbslosigkeit.
„Jährlich sinkt zwar die Arbeitslosenzahl, die Chancen für Langzeitarbeitslose werden aber mit jedem weiteren Jahr immer geringer. Umso wichtiger ist die direkte Kontaktaufnahme zu den Betroffenen, um sie als Erwerbslosenberatung und auch als Freund auf dem Weg zurück in die Arbeitswelt zu unterstützen“, sagt die Arbeitslosenberaterin.
Die Landesregierung fördert die Beratungsstellen für Erwerbslose, die in Velbert gibt es wieder seit 2011. Die Finanzierung bis 2017 ist auch erstmal gesichert. „Erwerbslose, Berufsrückkehrer sowie ältere Erwerbslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte und Beschäftigte, deren Lohn aufgestockt wird, finden bei uns ein offenes Ohr“, erläutert die 38-Jährige. Ihre Kunden sind im Schnitt zwischen 25 und 50 Jahre alt.
Verlauf und Ziel der Beratung
In einem Erstgespräch können Betroffene „eine objektive Sicht gewinnen“, so Serap Çetinbilek – da die Beratungsstelle unabhängig vom Jobcenter arbeite. In erster Linie gelte es, die Ratsuchenden bei Anträgen, Widersprüchen und sonstigem Schriftverkehr, als auch beim allgemeinen Umgang mit den Behörden zu unterstützen. Das Aufgabenfeld umfasse daher unter anderem auch die Begleitung zu Terminen, die Vorbereitung der Kontaktaufnahme zum Schuldnerberater, zur Wohnungshilfe, dem Sozialpsychiatrischen Dienst oder der allgemeinen Sozialberatung. „In den Gesprächen bekommen wir oft eine tiefere Einsicht in die persönliche Geschichte der einzelnen Menschen. Und wenn sie über ihre Probleme sprechen können, fällt ihnen meist schon eine große Last von den Schultern“, erklärt Serap Çetinbilek. Auch ihre türkischen Wurzeln helfen: So ist es für Migranten einfacher, zur Beratungsstelle Kontakt aufzunehmen.
Zusätzlich spricht Serap Çetinbilek ein konkretes Problem in Velbert an: So finde man häufig Berufe vor, die eine hohe Qualifizierung voraussetzen. Chancen – und vor allem Jobs – für geringer Qualifizierte gebe es so gut wie keine. Des weiteren habe die Erwerbslosigkeit der ersten Generation auch Einfluss auf die folgende: Sie rechne daher künftig mit noch mehr Kunden. Um dennoch einen Ausweg aus der scheinbar vertrackten Situation zu finden, rät Serap Çetinbilek Betroffenen, Kontakt zu den örtlichen Beratungsstellen zu suchen. So könnten Perspektiven aufzeigt und Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden.
Was denn passieren müsse, damit ihre Aufgabe als Beraterin wegfalle? Serap Çetinbilek schmunzelt: „Strukturen müssten sich ändern und Gesetze, wie die, die mit dem ALG II zusammenhängen, müssten vereinfacht werden.“