. Bei dem „Wohnprojekt 91“ vom „Spar- und Bauverein“ an der Langenberger Straße startet jetzt mit der Wohngemeinschaft die dritte und letzte Stufe des zukunftsweisenden Vorhabens.

Früher standen an der Langenberger Straße sechs Genossenschaftshäuser, die ihre beste Zeit hinter sich hatten. Sie zu sanieren, war wirtschaftlich nicht zu vertreten. Also ließ sie der „Spar- und Bauverein“ Ende 2012 abreißen. An ihrer Stelle steht mittlerweile ein komplett neues Gebäude, das gemeinsam mit seinem Konzept nicht nur zeitgemäß ist, sondern als geradezu zukunftsweisend gilt. „Eine wirklich perfekte Punktlandung“, nennt das Dr. Lutz Michel vom Fachverband „Wohnen in Gemeinschaft NRW“ (WIG). Solche Projekte sollte es nicht nur in jeder Stadt, sondern in jedem Stadtteil geben, findet der Fachmann, „damit Menschen nicht in 100-Betten-Kasernen ziehen müssen, sondern selbstbestimmt leben können.“

In Bauordnung nicht vorgesehen

Das Lob gilt dem dreistufig angelegten „Wohnprojekt 91“, dessen Entwicklung das „Kuratorium Deutsche Altershilfe“ begleitet hat und das noch – zumindest kreisweit – als einzigartig gilt. Mit an Bord ist als langjähriger Kooperationspartner von „Spar & Bau“ der private Pflegedienst Lange. Im Erdgeschoss gibt es auf 400 qm eine Tagespflege-Einrichtung mit 24 Plätzen. Im zweiten Stock sind fünf rollstuhlgerechte Wohnungen untergebracht. Und in wenigen Wochen nimmt endlich auch der dritte und letzte „Baustein“ des Projektes seine Arbeit auf: eine so genannte anbieterverantwortete Wohngemeinschaft für acht Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf. Jeder Mieter (500 Euro warm) hat für sich ein Appartement (23 qm) mit eigenem Duschbad. Und für das Miteinander gibt es Gemeinschaftsbereiche und einen gemeinschaftlichen Balkon. Die Mieter werden rund um die Uhr von ein bis zwei Pflegekräften betreut, zudem stehen ihnen noch „Alltagsbegleiter“ zur Seite. „Dass es so lange gedauert hat, liegt an der Kompliziertheit und Komplexität der Einrichtung“, erklärt Klaus Jaeger. „Der Rohbau stand schnell, aber in der Bauordnung kommt ein solches Haus nicht vor“, moniert der „Spar & Bau“-Vorstandsvorsitzende. „Da muss etwas passieren, zum Beispiel müsste man ein paar technische Anforderungen zurückfahren.“ Zudem seien zwischenzeitlich Gesetze novelliert worden, habe man bei der Bewilligungsbehörde mitunter „Chaos bis ich-weiß-nichts“ erlebt. Laut Jaeger belaufen sich die gesamten Herstellungskosten auf 3,4 Milionen Euro; ein vergleichbares „normales“ Haus hätte wohl 600 000 Euro darunter gelegen, kalkuliert er auf Nachfrage.

Für einen Planer sei das Haus, das vom Keller bis zum Dachgeschoss rollstuhlgerecht sei, „eine absolute Herausforderung“, resümiert Architekt und Projektleiter Ulrich Leschhorn, zumal sich im Verlauf der Bauzeit Richtlinien geändert hätten. „Wir haben beide gemeinsam gelitten“, ergänzt Jaeger, „aber unterm Strich alles richtig gemacht.“ Ob sie das Projekt mit ihrem heutigen Wissen und ihren gesammelten Erfahrungen nochmal anpacken würden? Das bejaht Klaus Jaeger, „aber wir würden doch Einiges anders angehen.“