Neviges. . Die Sängerinnen und Sänger des Pfarrcäcilienchores Hardenber-Neviges proben mit viel Engagement für das Konzert an ihrem Stiftungsfest. Der Chor wird in diesem Jahr 135 Jahre alt.

Die Stimmung im Saal in der ersten Etage der „Glocke“ ist heiter und gelöst. So, wie es sich gehört, wenn man eine „Jubelmesse“ einstudiert. Dabei haben die Sängerinnen und Sänger des Pfarrcäcilienchores einen ganz schön harten Brocken vor der Brust– jene Messe von Carl Maria von Weber, die sie am 8. November auf dem Stiftungsfest zum 135. Bestehen ihres Chores präsentieren, gilt nicht gerade als leichte Kost.

„Sehr schön. Do-mi-num, ja, Sie machen das mit richtig viel Dynamik. Das Ende ist jetzt ein bisschen kompliziert, da muss man Mut haben.“ Chorleiterin Ursula Klose breitet die Arme aus, scheint dabei jeden Einzelnen zu packen. Der Sopran erreicht nie erlebte Höhen und auch die Herren Tenöre, die gerade noch über einige missglückte Töne aus den Sopran-Reihen kicherten, stehen stramm und geben ihr Bestes. Dieser Chor hat nicht nur Mut, sondern vor allem eines: eine unbändige Lust am Singen.

Ein Chor der Generationen

Die liegt bei den meisten hier in der Familie: Martina (44) verstärkt den Pfarrcäcilienchor in der dritten Generation, sie ist seit nunmehr 31 Jahren dabei. „Ohne Singen, nein, das geht einfach nicht.“ Klar singe sie auch zuhause, „auch unter der Dusche“, da gern etwas anderes als lateinische Messen. Für Stefanie, mit 30 Jahren die jüngste im Bund, ist der Freitagabend seit 18 Jahren fest verplant. Freitags ist Probe, komme, was und wer wolle. Worin besteht der Reiz, geistliche Lieder zu singen und Sonntagmorgens in der Kirche zu stehen, wenn andere gemütlich frühstücken?

Bei Gründung ein reiner Männerchor

Das Konzert zum 135. Stiftungsfest ist am 8. November um 11.15 Uhr in der Pfarrkirche St. Mariä Empfängnis.

Bei der Gründung im Jahr 1880 durch Pfarrer Basilius Pfannenschmidt war der Chor ein reiner Männerchor.

Im Jahr 1948 schloss sich der so genannte Jungfrauenchor an. Seitdem ist der Pfarrcäcilienchor ein gemischter Chor.

Seit über 30 Jahren richtet der Chor mit selbst gemachten Artikeln den Adventsmarkt vor dem Dom aus.

Heinz, seit 51 Jahren dabei, überlegt kurz. „Die Musik bei einer lateinischen Messe ist etwas besonderes. Und die Sprache, naja, ich komme aus einem katholischen Haushalt, war Messdiener, ich bin quasi mit Latein aufgewachsen, früher war ja die ganze Messe so.“ Hubert kann da nur zustimmen.

Etwa 16 Gottesdienste gestaltet der Chor im Jahr, zumeist zusammen mit Solisten und Orchester. „Wenn dann alles zusammenklingt, wir, das Orchester, das ist so unglaublich schön, ich kriege jetzt schon wieder Gänsehaut“ schwärmt Mechthild. „Ich bin Alt-Stimme, meinetwegen können Sie auch schreiben, dass ich alt bin.“ Mechthild ist jetzt in Fahrt: „Wissen Sie, Singen macht wirklich glücklich. Man fühlt sich danach anders, atmet tiefer, lässt einiges heraus, es tut der Seele gut. “

Und der Geselligkeit: Um kurz nach 21.30 Uhr ist für den harten Kern noch längst nicht Schluss, Knabbereien und mehr kommen auf den Tisch. Auch Neulinge finden schnell Anschluss, wie Ute, die vor drei Jahren in den Chor schnupperte. Damals wollte sie nur unverbindlich bei einem Projekt mitmachen, wozu jetzt auch wieder Gelegenheit ist. „Es ging um die Spatzenmesse von Mozart, ich hatte überhaupt keine Erfahrung.

Aber wie sich dann die Stimmen zusammenfanden, das fand ich großartig.“ Ute ist dabei geblieben, findet Kirchenmusik „virtuos“, was auch an Chorleiterin Ursula Klose liegen könnte. Neben der fachlichen Ausbildung hat die quirlige Kirchenmusikerin eine Gabe, die man nicht lernen kann: Menschen mitzunehmen, zu begeistern.

Apropos mitnehmen: Einmal im Jahr geht der Chor auf Reisen. Schaut sich in Wien oder Prag Sehenswürdigkeiten an, hat zusammen Spaß – und, na klar, singt. Nicht bei Auftritten, sondern ganz spontan. „Wenn wir an einer Kirche vorbeikommen, gehen wir ‘rein und singen. Man ist doch neugierig auf die Akustik“, meint Angelika. Dass sie Tenor singt, findet Heinz allerdings traurig: „Wenn Frauen Tenor singen, ist das ein Armutszeugnis für jeden Chor. Frauen müssen Alt singen.“ Und damit spricht er ein Thema an, das alle Chöre kennen: Auch der Pfarrcäcilienchor braucht Nachwuchs. Neugierig geworden? Einfach Freitags um 19.30 Uhr im Chorsaal der Glocke (1.Etage) vorbei kommen. Notenkenntnis ist keine Voraussetzung, aber hilfreich. Unerlässlich dagegen: Spaß am Singen.