Velbert. . Etwa 600 Betriebe müssen derzeit ohne Betriebsrat auskommen, so lautet die Bilanz für Velbert und Um­gebung nach Angaben der örtlichen IG Metall.

Etwa 600 Betriebe müssen derzeit ohne Betriebsrat auskommen, so lautet die Bilanz für Velbert und Um­gebung nach Angaben der örtlichen IG Metall. Weil dies „eine gigantische Zahl ist“, wie Gewerk­schaftssekretär Daniel Ullsperger sagt, startet die IG Metall Velbert ab Mitte August die Kampagne „Bes­ser mit Betriebsrat – Arbeit: sicher und fair für alle“. Vom 24. bis zum 26. August wird sie in der Fußgängerzone der Velberter Innen­stadt eingelei­tet.

„Immer mehr Beschäftigte aus Be­trieben ohne Betriebsrat kommen auf uns zu und beschweren sich über zu wenig Geld und schlechte Arbeitsbe­dingungen“, erklärt Ullsper­ger von der Verwaltungsstelle Vel­bert. Gebe es einen Betriebsrat, könne dieser Abhilfe schaffen: „Zum Beispiel kann er sich gegen Willkür und Un­gleichbehand­lungen einsetzen“, so der Gewerk­schaftssekretär. Denn ein Mit­be­stimmungs­recht bestehe unter ande­rem im Fall von Kündi­gungen – und auch die ge­rechte Verteilung von Löhnen und Gehältern sei ein Beispiel für den Einsatzbereich des Betriebs­rats. Auch die Schutzfunktion, die dem Betriebs­rat von Gesetzes wegen zukommt, sei für die Beschäftigten von Vorteil. „Unter anderem wacht er über die Einhaltung des Arbeits­schutzge­setzes“, so Ullsperger.

Fehlende Aufklärungsarbeit

Weil der Betriebsrat nicht zuletzt die Aufgabe hat, mit dem Ar­beitgeber Betriebsvereinbarungen auszuhan­deln, also einheitlich geltende Rege­lungen zu schaffen, erscheint das Beste­hen einer betriebli­chen Arbeit­neh­mervertre­tung auch für den Ar­beit­geber günstig. „So besteht für alle Beteiligten Rechtssicherheit“, findet Ullsperger. Und auch Jürgen Stei­del, Sprecher der Vereinigung Bergi­scher Unter­nehmerverbände, erklärt: „Eine gut funktionierende Zusam­menarbeit zwischen Betriebs­rat und Arbeitgeber kann Informati­onsflüsse erleichtern und Entschei­dungspro­zesse verbes­sern.“ Dennoch will er Betriebsrats­gründungen nicht pauschal empfeh­len. „Die Entschei­dung über die Neu­gründung von Be­triebsräten ist im Einzelfall Angele­genheit der Beschäf­tigten.“ Warum viele Arbeitnehmer bislang noch keinen Betriebsrat gewählt ha­ben, ist so leicht nicht zu beurteilen.

„Die Gründe sind vielschichtig“, weiß Ullsperger. Nicht selten würden Ar­beitgeber versu­chen, Neugründungen zu verhindern, „denn Betriebsrats­gründung heißt immer auch Macht­beschränkung des Arbeit­gebers.“ Neben der Angst vor Repres­salien auf Seiten der Arbeitnehmer könne auch in bisher fehlender Aufklä­rungsarbeit eine Ursache liegen. „Viele Beschäf­tigte kennen ihre Ar­beitnehmer­rechte nicht. Sie wissen nicht, welche positiven Einflussmög­lichkeiten der Betriebsrat hat.“

Ziel der in Kürze starten­den Kampagne sei darum nicht nur, die Arbeitnehmer bei der Durchfüh­rung von Betriebs­ratswah­len zu un­terstützen: „Wir wollen die Menschen über die positi­ven Auswir­kungen eines Betriebsrats informie­ren und sie ermutigen, sich für die Ver­besserung ihrer eigenen Arbeitsbe­dingungen einzusetzen.“