Neviges. . Reinhard Vohwinkel hat eine Leidenschaft für die Vogelwelt. Als „Vogel-Versteher“ ist er in der Fachwelt weltweit angesehen. Aufträge führen ihn aber auch in Supermärkte.
Von Tönisheide aus in die ganze Welt fliegen nicht nur die Zugvögel, sondern auch der Ornithologe Reinhard Vohwinkel. Er wird zu Aufträgen gerufen in Spanien, Schweden oder auch Panama, um dort Vögel zu fangen und mit einem Sender auszustatten. Mittlerweile kennt man Vohwinkel in der Branche und weiß, wie erfolgreich seine Methoden sind. In Panama zum Beispiel sollten Tukane gefangen und untersucht werden. Die Experten vor Ort versuchten sich jahrelang daran, doch der Erfolg blieb aus und die Vögel frei. Also wurde Vohwinkel gerufen, der in sechs Tagen scheinbar mühelos 16 Tukane fing.
Vogelwissen selbst angeeignet
„Man muss sich halt in die Vögel reindenken können“, sagt Vohwinkel. Über die Jahrzehnte hat er seine eigenen Methoden entwickelt, aber eine Schulung hat er nie besucht. Nur über den wissenschaftlichen Teil, wie das Anlegen von Ringen und Sendern, hat er mal Kurse belegt, die er mittlerweile selbst führt. Außerdem gibt der 59-Jährige sein Wissen in Fachvorträgen auf Tagungen oder an Universitäten weiter.
Angefangen hat seine Leidenschaft für Vögel schon in der Kindheit. „So wie andere Fußball gespielt haben, bin ich in die Natur gegangen mit einem alten Fernglas, das meine Tante mir geschenkt hat“, erzählt Vohwinkel. Später durfte er dann erfahrenere Vogel-Beobachter begleiten, die allerdings schnell Vohwinkels Fähigkeiten erkannten und eher ihn um Rat fragten. In den anschließenden Jahren musste das Hobby allerdings erstmal Hobby bleiben, da Vohwinkel als Betriebsinformatiker arbeitete: „Man muss ja über die Runden kommen und ein bisschen Geld verdienen.“ Allerdings war ihm sofort klar, dass das kein Job für immer ist. Mit 39 rückten deshalb die Vögel wieder in den Lebensmittelpunkt und Vohwinkel machte sich selbstständig.
Wenn sich 'ne Taube in einen Supermarkt verfliegt
Doch einen großen Teil seiner Arbeit macht er ehrenamtlich, wie zum Beispiel den Vorstand bei der Wildvogelpflegestation Paarsmühle e.V. in Hattingen oder seine Einsätze in großen Supermärkten.
Bei Kaufland oder Metro gibt es zwar keine seltenen Vogelarten zu bestaunen, aber ab und zu verirrt sich doch mal eine Taube hier hinein, die wieder befreit werden möchte. „Das sind auf jeden Fall die langwierigsten Aufträge, wenn vorher schon drei andere da waren und das Tier in Panik ist“, sagt Vohwinkel. Da heißt es erstmal Ruhe bewahren und beobachten, aber unauffällig! Denn Vögel merken schnell, wenn jemand sie im Auge hat. „Also nehme ich mir einen Einkaufswagen und tu erstmal so, als wäre ich nur ein Kunde. Sonst kennt der mich ja nach zwei Runden“, erzählt der Ornithologe. Er ist immer mit Leidenschaft dabei, damit er am Ende beweisen kann, dass es möglich ist und er nicht nur „noch einer ist, der es probiert hat“.
Ungefähr 200. 000 Vögel hat er schon gefangen oder markiert und doch hat Vohwinkel keinen Liebling: „Alles was fliegt, ist schön.“