Neviges. . Zu einer Notunterkunft für 150 Flüchtlinge wurde die Sporthalle am Waldschlösschen umfunktioniert. Am Wochenende werden mehrere Busse erwartet. Das DRK ist vor Ort, ebenso ein Ärzte-Team.
Die Aufforderung der Bezirksregierung Arnsberg an die Stadtverwaltung war unmissverständlich: Dafür zu sorgen, einen geeigneten Platz für die sofortige Unterbringung von 150 Flüchtlingen zu schaffen. Das war am Donnerstag.
Um 13 Uhr trat ein eilends einberufener „Krisenstab“ zusammen, „nach verwaltungsinterner Abstimmung haben wir uns für die Sporthalle Waldschlößchen in Neviges entschieden“, erklärt Holger Richter, 1. Beigeordneter. Um 14.45 Uhr wurde das DRK informiert – seit gestern sind Mensch und Material in der „Noterstaufnahme-Unterkunft“, so die offizielle Bezeichnung, für alles gerüstet.
Hervorragende Zusammenarbeit
Kleider- und Sachspenden erbeten
Die Stadt hat einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst organisiert. Sämtliche Kosten trägt das Land. Kleider- oder Sachspenden nimmt das S.0.S-Team, Auf der Beek 9, entgegen.
660 Flüchtlinge leben in Velbert, insgesamt kamen 77 000 Flüchtlinge 2015 nach NRW.
Stuhl, Pritsche, Stuhl, Pritsche: Wie Glieder einer Kette reihen sich die Schlafplätze in der Sporthalle aneinander, keine Trennwände, keine Rückzugsmöglichkeit. Aber erst einmal Platz, um anzukommen, Platz zum Durchatmen. Auf jeder der beigefarbenen Segeltuch-Liegen: Einmal-Bettzeug, ein Keilkopfkissen. Hinten an der Wand stehen Doppelstock-Betten. Maximal drei Wochen lang sollen die Flüchtlinge aus Syrien, Albanien und dem Kosovo hier bleiben. Die Zusammenarbeit mit dem DRK, den TBV und allen Beteiligten aus der Verwaltung funktioniere hervorragend, wie Christian Frege, stellvertretender Sprecher der Stadt, versichert.
Viele Fragen sind in diesen Stunden noch offen: Kommen viele Familien mit kleinen Kindern? Jugendliche ohne Eltern? „Wie die Struktur ist, das wissen wir nicht. Nur, dass mit mehreren Bussen 150 Menschen kommen“, so Holger Richter. Daher ist am Wochenende auch immer ein Vertreter des Fachbereiches 5 „Jugend, Familie und Soziales“ vor Ort. Wenn tatsächlich unbegleitete Jugendliche unter den Flüchtlingen sein sollten, so Markus Hackethal, Leiter des Fachbereichs, müsse eine Inobhutnahme organisiert werden.
All das ist völlig unklar, doch an diesem Nachmittag ist man erst einmal froh, die Sporthalle so umgerüstet zu haben, dass sie den Anforderungen entspricht. 30 Duschen und zehn Toiletten gibt es im Hallenbereich, dazu kommen weitere zehn Dixie-Klos im Außenbereich. „Ich muss noch 150 Tuben Zahnpasta besorgen“, sagt ein Stadt-Mitarbeiter auf dem Gang zur Umkleide, zum Glück hat auch jemand an 150 Einmal-Waschlappen gedacht.
Die Feuerwehr hat schnell beim Brandschutz nachgebessert, und was die Organisation der Schlafplätze und der Essensversorgung betrifft, da winkt DRK-Einsatzleiter Christian Bendokat nur müde ab. „Notunterkünfte aufzubauen, das ist für uns Alltagsgeschäft.“ Man denke nur an das Oder-Hochwasser. Und auch 150 Menschen mit Essen zu versorgen, macht hier niemanden nervös. „Kennen wir von Feuerwehr-Einsätzen, beim Pfingstunwetter gab es 300 Essen für die Feuerwehr.“
Ärzte-Team aus Mettmann
Die Mahlzeiten werden in Tönisheide zubereitet und zum Waldschlößchen transportiert. Ab Montagmorgen muss sich die Stadt um einen Caterer kümmern, das DRK ist, was das Essen betrifft, nur am Wochenende zuständig. Mit 20 Mann wurden in den letzten Stunden Pritschen aufgebaut, Zelte mit Sandsäcken und Betonklötzen vor Wetterkapriolen gesichert.
Auch mehrere Dolmetscher und ein Ärzte-Team des Kreisgesundheitsamtes Mettmann sind seit gestern Abend an der Halle. Im ersten Zelt werden die Flüchtlinge registriert, im zweiten erfolgt die „ärztliche Inaugenscheinnahme“, wie es heißt. „Samstag kommen die über 15-Jährigen zum Röntgen ins Klinikum“, sagt Christian Frege – eine Maßnahme zur TBC-Prophylaxe. Außerdem habe der Kreis Mettmann bereits Kontakt mit Praxen aufgenommen. Und auch in Neviges funktioniert die Organisation bestens: So hat Carola Schröder vom S.O.S-Team spontan ihre Hilfe zugesagt.