In der vierten Generation fertigen die Bildhauer Sasse Grabmäler noch nach alter handwerklicher Tradition an. Familienbetrieb feiert 110. Geburtstag

Handwerkliche Kunst wird bei den Sasses auch in der vierten Generation groß geschrieben - auch wenn die rasante technische Entwicklung immer mehr Techniken in den Hintergrund treten lässt. Hier modelliert Jürg Sasse gerade an der Figur für ein Grab. Foto: WAZ, Uwe Vogler
Handwerkliche Kunst wird bei den Sasses auch in der vierten Generation groß geschrieben - auch wenn die rasante technische Entwicklung immer mehr Techniken in den Hintergrund treten lässt. Hier modelliert Jürg Sasse gerade an der Figur für ein Grab. Foto: WAZ, Uwe Vogler © WAZ

Dicht stehen sie beieinander: Der große Elefant mit seinen Dumboohren, der fröhliche Hahn und ein überdimensionales Schachpferd. Ein paar Meter weiter beobachtet ein Fisch das bunte Treiben, gegenüber ist ein bedeutsames Buch aufgeschlagen.

Doch der Elefant trompetet nicht durch seinen Rüssel, der Hahn richtet sich weder nach dem Wetter noch nach seinen Hennen und auch das Schachpferd macht keine zwei Schritte vor und einen zur Seite. Der Fisch braucht keine Kiemen und das offene Buch erzählt noch keine Geschichte.

Wir sind nicht im Zoo und auch nicht in der Bücherei oder auf einem Gesellschaftsspielbrett. Wir sind von der Grünheide kommend auf den Zuweg des Waldfriedhofs eingebogen und werden prompt von einem stattlichen Ensemble aus Steinfiguren empfangen. Exponate der Bildhauerei Sasse, die an diesem Wochenende ihren 110. Geburtstag feiert.

Im Hinterzimmer der eigenen Werkstatt sitzt Gerd Sasse und gerät ins Grübeln. Sein Gesicht wird kurz ernster, wohl um etwas Spannung aufzubauen: "Drei Jahrhunderte gibt es uns jetzt schon", sagt der 71-Jährige und verfällt dabei ins Schmunzeln. 1898 begann Hermann Sasse die Steinmetztradition, die in vierter Generation noch immer fortgesetzt wird. Ein Familienbetrieb, wie er im Buche steht.

Heute führt Gerd Sasse das Unternehmen. Der gelernte Steinmetz und Steinbildhauer weiß, worauf es ankommt. Besonders bei den Grabsteinen, die einen großen Teil des Geschäfts ausmachen. "Wir nehmen den Kunden an die Hand, vom ersten Kontakt bis zum endgültigen Aufbau des Grabsteins", so Sasse junior. Nicht selten kommen die Kunden ohne konkrete Vorstellungen, der Verlust des nahe stehenden Menschen ist für sie Bewältigung genug. Es wird eine Maßstabzeichnung angefertigt - bei Wunsch themenbezogen, ansonsten haben Sasses allerhand eigene Ideen. Der Kunde entscheidet sich für ein Modell, dass dann auf dem Friedhof aufgestellt wird. Ist das immer noch zufriedenstellend, so wird das Unikat angefertigt, zum Beispiel in einer Gießerei in Bronze gegossen.

"Wir sind auch ein Stück weit mit Trauerhilfe beauftragt. Jeder Todesfall berührt uns natürlich, aber man muss auch eine gewisse Distanz wahren, sonst geht das auf die Dauer nicht", so der Senior.

Heute ab 9 Uhr und morgen ab 10 Uhr laden die Sasses aus gegebenem Anlass zu den Tagen der offenen Werkstatt. Dort können sich die Gäste ein Bild vom Betrieb und den ausgestellten Arbeiten machen. Dumbo, Gockel und das "Kleine" Pferdchen sind auch da.