Neviges. . Jeden Donnerstagabend laden die Franziskaner von Mai bis September zur „Wallfahrt nach Feierabend“ ein. Auf dem Marienberg wird gebetet und an den Rosenkranz-Stationen eine kleine Andacht gehalten

Alte Bäume spenden wohltuenden Schatten, ab und zu durchbricht die Abendsonne das mächtige grüne Dach, zaubert Figuren auf den Weg. Es ist eine ganz besondere, beinahe mystische Stimmung auf dem Marienberg. „So beruhigend, alles ist schön“, sagt Cäcile Mathea und denkt einen kleinen Moment nach. „Ja, ich komme nach Hause, und alles ist so erfüllt.“ Cäcilie Mathea gehört zu jenen 15 Menschen, die von Mai bis September jeden Donnerstagabend zum Marienberg kommen. Die im Grünen beten, sich entspannen, singen, die Nähe zu Gott suchen. Seit nunmehr 20 Jahren bieten die Franziskaner ihre „Wallfahrt nach Feierabend“ an.

An diesem Abend führt Pater Bernadin durch den Rosenkranzweg. Jeder Franziskaner hat seine eigene Art, die Pilger zu begleiten, sie anzuregen und mitzunehmen auf diese ganze besondere Reise. Pater Bernadin wählt aus den vier Rosenkränzen zwei aus, die „Freudenreich-Geheimnisse“ und die „Schmerzhaft-Geheimnisse“.

Gelände steht seit 2001 unter Denkmalschutz

Das Gelände neben dem katholischen Friedhof wurde von 1913 bis 1936 als Andachtstätte für die Marienwallfahrt angelegt. Seit 2001 steht der Marienberg unter Denkmalschutz, 2007 wurde er aufwändig restauriert.

Die Pflege liegt in den Händen der Brüder. Die Wallfahrts-Angebote sind kostenlos.

Dieses Mal bekommen die Pilger, die aus Essen, Wuppertal und Velbert kommen, die Anregungen und Denkanstöße aus einem Büchlein, das von der Philosophisch-Theologischen Hochschule des Stiftes Heiligenkreuz bei Wien verfasst wurde. „Ich mache das lieber intensiver, dafür nehmen wir weniger Stationen mit“, erläutert Pater Bernadin, bevor die Pilgergruppe gegen 19 Uhr am Eingang des katholischen Friedhofes startet.

Während der Impulse schließen einige die Augen, scheinen völlig in sich gekehrt zu sein, andere schauen intensiv auf die Marien-Bildnisse oder auf Inschriften der Stationen. In der wohltuend kühlen Kapelle angekommen, wird Maria in Liedern gepriesen; die Pilger hören, dass die Urlaubszeit die Zeit für Gespräche ist, Zeit, um Beziehungen zu pflegen. Dass heutzutage Gottesdienste manchmal überfrachtet sind und man sich wieder eine Liturgie der Ruhe wünsche.

Schon als Kind gepilgert

Was sich die 15 Pilger in diesem Moment wünschen, ist klar: weitermachen. Als Pater Bernadin fragt, ob man angesichts der fortgeschrittenen Zeit lieber Schluss machen möchte, ist die Antwort eindeutig. „Genug bekommen wir nie“, meint Antonie Eckerfeld kurz und knapp, die seit nunmehr 15 Jahren jede Woche mit ihrem Bruder Bernhard aus Essen kommt. „Unsere Mutter hat uns schon immer mitgenommen, es gibt uns Mut und Kraft für den Alltag.“

Sie seien froh, mit anderen beten zu können, und dies in der herrlichen Natur – Stefan und Christine Mrugalla fühlen sich nach diesen 90 Minuten „seelisch befreit“, das sei schon etwas anderes als Gottesdienst in der Kirche. „Dank und Freude“ empfinden Renate und Manfred Podstawa jeden Donnerstagabend auf dem Marienberg. „Dank dafür, dass das Leben läuft.“