. Idyllisch im Wald gelegen liegt das Café des Gut Stocks. Bereits seit elf Jahren führen die Bewohner es, der bosnische Käsekuchen ist besonders beliebt.
Mitten im Wald gelegen, idyllisch neben dem Bach, liegt auf einmal ein kleines, gemütliches Café. Hinweisschilder laden ein, auch mit Hund sei man ein gern gesehener Gast. Aber da hängt noch ein weiteres, eher ungewöhnliches Schild: Keine alkoholischen Getränke. Das ist das Besondere an dem Saisoncafé, denn es wird durch die Bewohner der soziotherapeutischen Einrichtung Gut Stock betrieben.
Wie viel Arbeit, aber auch wie viel Liebe in dem kleinen Café steckt, das sieht man schon auf den ersten Blick: Alles ist sehr gepflegt, auf die erhöhte Terrasse laden gemütliche Sitzecken ein. 25 Sitzplätze gibt es, die vor allem von Spaziergängern gerne genutzt werden. Ein Brunnen plätschert fröhlich, in dem Frösche laichen, der Spielplatz lädt zum Spielen ein. „Das haben wir alles selber gemacht“, berichtet Karl Drews, stellvertretender Leiter des Gut Stocks, stolz. Vor elf Jahren haben sie das Café eröffnet, ein paar Jahre später mussten sie wieder alles neu gestalten durch notwendige städtische Rohrarbeiten. Auf das Ergebnis sind alle stolz, und das stärkt das Selbstbewusstsein.
Gemeinschaftlich lernen
42 Bewohner leben hier in der Einrichtung am Hülsbecker Weg, 80 Prozent von ihnen waren schwer alkoholabhängig, 20 Prozent haben mindestens eine weitere Sucht. Sie kommen hier her, weil sie alleine nicht mehr klar kommen. Weil ihre Sucht sie vergesslich gemacht hat, weil sie nicht mehr wissen, was Hygiene bedeutet, weil sich Familie, Freunde und Arbeitgeber von ihnen abgewandt haben wegen ihrer starken Sucht. Hier, im Gut Stock, sollen sie wieder in Gemeinschaft statt in Isolation und Einsamkeit sein, miteinander und voneinander lernen, Gewalt- und Suchtfrei leben.
„Eine Sucht verändert alles, es macht den Körper kaputt. Wir sind Pädagogen, durch unsere Arbeitstherapien geben wir den Bewohnern eine Struktur, die sie brauchen und wieder lernen müssen“, berichtet Klaus Drews. Und auch da setze das Café an: Die Bewohner müssen alles selber planen. Den Wareneinsatz, den Kuchen, den sie backen, sie bedienen, kassieren und räumen auf.
Vor allen Dingen haben sie wieder Kontakt zu Menschen. „Das ist ein Training, genau wie die Eigenverantwortung, die sie hier lernen“, berichtet Arbeitstherapeut Günter Papke. Oftmals seien die Plätze alle belegt, drei Mal in der Woche wird frisch gebacken, besonders gut geht der bosnische Käsekuchen.
Zur Therapie sind nun weitere Bewohner auf das Gut Stock gezogen: Ponys. Ein Ponyreiten ist demnächst vorstellbar. Alles, ohne groß Gewinn zu machen, denn das Gut Stock ist als Einrichtung nicht gewinnorientiert. Über Spenden freuen sie sich deswegen genauso wie über jeden Cafébesucher.