Velbert. . Insgesamt fünf Stationen umfasst der Alkohol-Parcours der NRW-Landeskampagne „Sucht hat immer eine Geschichte“, den Schüler der städtischen Gesamtschule durchlaufen durften.
Mit Alkohol, so wird oft leichtfertig und verharmlosend behauptet, gehe vieles leichter. Ja von wegen! Richtig schwer fällt es Sara, die sonst eigentlich zackzack simsen kann, die superknappe Kurz-Nachricht „Ich bin betrunken“ ins Handy einzutippen und abzuschicken. Nur mühselig und schleppend geht das. Und das liegt nicht bloß an den Gewichtsmanschetten an Saras Handgelenken, sondern vor allem an der großen, roten „Rauschbrille“, die so eingestellt ist, dass sie der Gesamtschülerin vorgaukelt, sie habe 0,8 Promille intus.
Schauplatz ist der „Alk-Parcours“, erstmals an der Poststraße im Einsatz und dort in der Bibliothek aufgebaut. „Alkohol wirkt, auch dort, wo Du es nicht brauchst“ heißt es an der „Bio-Station“. Sie macht eindrücklich klar, wo überall und wie sehr das Zeug den Körper schädigt. Ein paar Schritte weiter dann die Fragestellung „Wie möchtest Du gerne angemacht werden?“ Hier geht’s nicht zuletzt ums Grenzen setzen und Grenzen einhalten.
Insgesamt fünf Stationen – abwechslungsreich, spielerisch, lehrreich, unterhaltsam mit Quiz und kleinen Filmen – umfasst der Alkohol-Parcours der NRW-Landeskampagne „Sucht hat immer eine Geschichte“, den die Diakonie-Fachstelle Sucht und der erzieherische Jugendschutz der Stadt Velbert eingeladen haben. In kleinen, zufällig zusammengewürfelten Gruppen ziehen seit diesem Dienstag Acht- und Siebtklässler der Gesamtschule von Station zu Station; am Donnerstag geht’s dann im Gymnasium Langenberg weiter.
Mal gilt es, „besäuselt“ 83 Cent aus einem Riesen-Portemonnaie zusammenzuklauben, dann ein Fahrrad-Zahlenschloss zu öffnen und zu schließen. „Boah Alter, ist das schwer“, stöhnt Yasin anschließend. Angenehm sei das Gefühl mit Gewichten und Rauschbrille nicht, er fühle sich damit unsicher.
Voll cool gemacht
Die Gesamtschule habe schon seit Jahren mit der Fachstelle einen Kooperationsvertrag, berichtet Dipl.-Sozialpädagogin Maria Venghaus vom Team der Schulsozialarbeit. In der neunten Stufe seien Cannabis und andere Drogen dran. Doch was jetzt passiert, das finden die Oberstufenschülerinnen, die nach einer Einweisung tags zuvor nun die Stationen betreuen, wesentlich attraktiver als die damalige Alkohol-Prävention, als man lediglich der Beratungsstelle einen Besuch abstattete: „Voll cool gemacht. Das hier bringt doch viel mehr!“ Zumal die Jungen und Mädchen auch freiweg von ihren eigenen Erfahrungen erzählen könnten. Getrunken, glaubt Lydia, werde wohl schon. Aber „mit Sicherheit“ bei weitem „nicht so exzessiv“ wie andernorts.
„Das hat den Kindern einfach mehr Spaß gemacht“, resümiert Jugendschützer Johannes Berlau, auf dessen Initiative diese Aktion zurückgeht. Das sei zudem viel intensiver, als wenn jemand lediglich ein oder zwei Stunden vor einer Klasse stehe und etwas erzähle.