Der Wiederaufbau der Mauer der mittelalterlichen Wehranlage Schloss Hardenberg läuft auf Hochtouren. Archäologen aus dem Team eines Burgenforschers begleiten die Arbeiten.
Drei Männer und ein Baggerloch: Einer sitzt auf dem Bagger und schaufelt, der zweite zeigt ihm, wo genau er das zu tun hat und der dritte, der schaut konzentriert in das Loch und sagt auch schon mal: „Stopp“. Bei der Sanierung eines „Kleinods von nationaler Bedeutung“ ist eben alles anders. Und das ist die Wehranlage des Schlosses.
So sieht es Dr. Joachim Zeune, international tätiger Burgenforscher und gerade ein wenig in Eile. „Ich muss nach München.“ Zur nächsten Burg, zur nächsten Sanierung. Er selbst wird in den nächsten Wochen und Monaten immer mal wieder einen Blick auf Mauer und Kasematten werfen, Mitarbeiter seines Teams sind stets vor Ort.
Steine werden per Hand gesäubert
„Das hier, das ist ein absoluter Hochkaräter“, sagt Dr. Zeune, bevor er sich von Björn Dröscher, Abteilungsleiter Bau und Projektmanagement beim Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert (KVV) verabschiedet und davon eilt.
Seit Anfang April, seit Beendigung der Ruhezeit für die Fledermäuse, laufen die Arbeiten zur Wiederherstellung der mittelalterlichen Mauer auf Hochtouren. Damit kein Missverständnis aufkommt: Kein Bagger kommt hier mit einem der wertvollen Steine in Berührung, die Steinmetz Andreas Räder von der Firma Pressbau aus Erfurt, einem Spezialunternehmen zur Sanierung denkmalgeschützter Gebäude und Kirchen, einzeln in die Hand nimmt, säubert, neu schichtet. Zurzeit wird gerade ein defekter Schießstand wieder aufgebaut. „Müsste spätes Mittelalter sein“, meint Archäologe Thomas Starke, der dritte Mann vom Baggerloch. Da er gerade den Schießstand unter die Lupe nimmt, heißt es für den Baggerfahrer um die Ecke: kleine Pause. Ohne Thomas Starke aus dem Burgenforscher-Team geht hier keine Schaufel in die Erde – es könnten wertvolle historische Zeitzeugnisse zerstört werden.
Heute hat der Archäologe noch nichts Atemberaubendes entdeckt: die ein oder andere Keramikscheibe aus dem 19. Jahrhundert, Glassplitter . . . Unerlässlich für seine Arbeit ist die Unterstützung von Thomas Greco: Der Mitarbeiter einer Garten- und Landschaftsbaufirma ist das Bindeglied zwischen Baggerfahrer und Archäologen. Durch Gesten dirigiert er seinen Kollegen, gibt ihm zu verstehen: „Mehr rechts, ok, jetzt runter.“ Oder auch: „Achtung, verdächtiges Objekt in Sicht.“ Die Bohrung dieser Schürfe, dieses Probelochs, ist notwendig, um die Bodenbeschaffenheit zu prüfen, wie Björn Dröscher erläutert: „In der nächsten Woche wird hier ein Turmkran aufgestellt.“ Und der soll schließlich nicht umfallen. Ist auch so schon spannend genug auf dieser historischen Baustelle.