Neviges. . Zum Welt-Down-Syndrom-Tag richtet der Velberter Verein Impuls 21 an der Bleibergquelle einen Aktionstag aus. Besucher kommen aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland.
Häschen aus Kaffeefiltern, Hühner aus Eierschalenkartons, bunt beklebte Eier, Lesezeichen: So recht kann sich Lily (14) erst nicht entscheiden, was sie machen möchte. Jennifer Krupinski vom Verein Impuls 21 e.V. ist ihr behilflich. Voll ist es am Welt-Down-Syndrom-Tag in der Christlichen Gesamtschule Bleibergquelle. Cecilie (12) hat sich bereits entschlossen: Sie schneidet ein Papp-Ei aus.
„Es gibt so viele schöne Sachen, die man basteln kann, da konnte ich mich selbst nicht entscheiden“, sagt Jennifer Krupinski verschmitzt. Sie ist eine von den engagierten Helfern des ausrichtenden Vereins Impuls 21. Der Einsatz lohnt sich: „Wir kommen schon seit einigen Jahren aus Nordfriesland hierher zum Welt-Down-Syndrom-Tag“, sagt Andrea Untiet. In diesem Jahr ist sie besonders an schulischen Fragen interessiert, denn ihr siebenjähriger Sohn mit Trisomie 21 ist eingeschult worden. Über das Mathe-Programm „Yes we can“ möchte sie sich noch informieren. Im Raum von Impuls 21 ist sie da richtig. Sogar ihre Schwägerin aus dem Münsterland ist angereist, auch sie ist nicht zum ersten Mal hier: „Das Angebot ist sehr, sehr interessant.“
Osteopath und Sprachheilpraxis
Nicht nur im Vortrag informiert Norbert Besançon, Schulberater des Mildenberger Verlages, über das Lesen in Silben. An seinem Stand berät er individuell, erklärt die Methode – und warum das Silbenlernen Vorteile gegenüber der Methode bietet, die die Kinder zunächst die Buchstaben lernen lässt.
Osteopath Christian Hörter hat eine Liege mitgebracht, doch viele gerade der kleineren Kinder sitzen auf dem Schoß von Mama oder Papa, wenn er den Bauch abfühlt oder den Kiefer auf Verspannungen testet. Nur wenige Schritte neben ihm erklärt Logopädin Eva Hens aus der Bochumer Sprachheilpraxis Mareile Hocke, inwiefern das Tapen bei Kindern mit Down-Syndrom helfen kann, den Mundschluss zu verbessern. Wer mag, kann das Kind gleich tapen lassen – oder sich einen Streifen Papier mitnehmen, auf dem die Internetadresse steht, auf der Erklärungen dazu zu finden sind. Über Therapien wie Castillo-Morales, Brillen und Hörgeräteversorgung können sich Interessierte informieren. Es piepst, wenn das „Vegatest“-Gerät auf der Suche nach Allergien gegen Pollen und Co. ist. Eine Nadel schlägt aus, ein Display zeigt an, worauf getestet wird: Mancher setzt sich hier zur Ernährungsberatung.
Während Eltern sich unterschiedliche Vorträge anhören, wissen sie ihre Kinder – gleich ob mit oder ohne Trisomie 21 – gut aufgehoben in der Turnhalle: Von „Anjas Waldwelt“ ist hier ein großes Angebot aufgebaut. Die Kinder balancieren, schießen Tore, werfen Körbe, hopsen, bauen, es gibt ein Zelt und viele Tücher.
So ausgetobt können sie sich mit den Erwachsenen gut auf das Bühnenprogramm einlassen. „Ist das ein schönes Lied“, schwärmt der Großvater von Rico, als Silke Schnee ihre Geschichte von „Prinz Seltsam“ in Liedform präsentiert und die Kinder zum Mitsingen des Refrains auffordert. Und die Großmutter ergänzt: „Da kamen mir fast die Tränen.“ Anschließend liest die Autorin aus dem zweiten Prinz-Seltsam-Band. Immer mehr von Felina Hindenburg und ihrem Team geschminkte Kinder toben durch die Gänge oder lauschen dem Bilderbuchkino, während die Eltern sich austauschen. Auch das ist wichtig.
Fasziniert sitzt Lily (14) am Nachmittag dann beim Theaterstück „Würfelbrot“ des BrilLe-Theaters aus Witten. Regisseurin Britta Lennardt hat ein fesselndes, von den Darstellern fantastisch gespieltes Stück auf die Bühne gebracht: Valentin ist ein Kind mit Autismus und tritt plötzlich in die Welt der kleinen Elsa – das birgt Zündstoff. Beide müssen sich mit der Hilfe ihres Onkels ans Zusammenleben gewöhnen. Eine Stunde still sitzen ist da für Groß und Klein kein Problem. „Wir freuen uns, das der Tag so gut angenommen wird“, freut sich Johannes Hindenburg vom Verein Impuls 21 e.V., der in Gedanken schon den Welt-Down-Syndrom-Tag 2016 plant.