Velbert. . Nicht nur der Mindestlohn, auch sinkende Passagierzahlen machen den Taxiunternehmen in Velbert zu schaffen. Eine moderate Preiserhöhung hilft kaum, der Maximalforderung kam der Kreis Mettmann nicht nach.
Marek Kozlowski ist frustriert. Acht Stunden kutschiert er tagsüber Fahrgäste durch die Stadt, kehrt mit seinem Wagen immer wieder zur Friedrichstraße zurück. Der Verdienst? „Könnte besser sein“, sagt der Taxiunternehmer. Dass der Mindestlohn gestiegen ist, darüber kann er sich nicht freuen. Im Gegenteil: „Einen meiner Mitarbeiter musste ich schon entlassen. Die hohen Kosten kann ich nicht mehr tragen.“
In Velbert wird Taxifahren ab dem 1. Februar teurer. Taxiunternehmen dürfen ihre Preise nicht selbst festsetzen – darüber entscheiden die Kommunen. Im Juli vergangenen Jahres beantragte ein Taxiunternehmer aus Heiligenhaus eine Anhebung des Taxitarifes um 30 Prozent. Begründet wurde dieser Antrag ausschließlich mit der Einführung des allgemeinen Mindestlohns.
Taxifahrt soll bezahlbar bleiben
„Und dann lag es an uns zu prüfen, bis zu welcher Grenze eine Erhöhung vertretbar ist“, erklärt Daniela Hitzemann, Pressesprecherin des Kreises Mettmann. Eine Erhöhung um 30 Prozent befand sowohl die Verwaltung als auch der Kreistag als zu hoch. Im Rahmen des Anhörungsverfahren wurden die zehn kreisangehörigen Städte, Gewerkschaften, Verbände und die 114 Taxiunternehmen im Kreis um Stellungnahme gebeten.
Im Endeffekt einigte man sich auf eine Erhöhung um 8,9 Prozent. Konkret heißt das: Der Grundpreis steigt von derzeit 4,60 Euro auf 4,80 Euro. Der Preis pro Kilometer wird von 1,65 auf 1,80 Euro erhöht. Wer also etwa fünf Kilometer weit fährt, zahlt künftig 12,20 Euro statt 11,20. „Wir mussten sehen, dass die Erhöhungen im Rahmen bleiben. Die Taxen haben ja einen Auftrag: Personen zu befördern. Und das muss bezahlbar sein“, sagt Hitzemann.
Ulrich Heuer, der Geschäftsführer der Velberter Taxizentrale, weiß: „Um wirtschaftlich zu arbeiten, muss man 30 Euro in der Stunde einfahren. In frequenzschwachen Zeiten, also sonntags oder nachts, ist das nicht zu schaffen“. Er meint: „In Zukunft werden wohl weniger Taxen in Velbert fahren.“ Der Mindestlohn sei der aktuellste, aber nicht der einzige Grund für die allgemeine Depression. „Allein das Kneipensterben: Früher haben sich die Leute aus der Gaststätte nach Hause fahren lassen. Heute geht kaum noch einer in eine Kneipe“, sagt er.
Marek Kozlowski sieht der Tariferhöhung mit gemischten Gefühlen entgegen. Die hohen Personalkosten, die dem gestiegenen Mindestlohn zugrunde liegen, kann er jetzt schon nicht mehr tragen. Die Konsequenz: „Entweder muss ich Stunden reduzieren oder Leute entlassen. Die Dienstleistung bleibt auf der Strecke. Wir können nicht die Bereitschaft leisten, wie wir es momentan tun.“ Die Spritkosten seien zurzeit zwar günstiger, darauf könne man sich aber in Zukunft nicht verlassen.
Auch befürchtet er, dass die Kunden nicht bereit sind, für eine Taxifahrt noch tiefer in die Tasche zu greifen. „Vielen ist das jetzt bereits zu teuer. Aber uns sind die Hände gebunden“, sagt er. Seit 20 Jahren steuert Marek Kozlowski seinen cremefarbenen Wagen schon durch die Straßen von Velbert. Seit Jahren kriselt es in der Branche. Wohin die Fahrt noch geht, das wird die Zukunft zeigen.