Neviges. . Moderne Formen der Bestattung werden auch in Neviges immer beliebter. Auf dem Friedhof der evangelisch-reformierten Gemeinde sind bereits acht Reservierungen für das Kolumbarium verzeichnet. Um dem Trend weiter gerecht zu werden, plant die Gemeinde jetzt die Anpflanzung eines Friedwaldes.

Blumen binden, Tannengrün herbeischleppen, Laub wegfegen – Claudia Jung, Friedhofsgärtnermeisterin auf dem evangelisch-reformierten Friedhof, ist in diesen Tagen mächtig im Stress. Kommen doch morgen, Totensonntag, wieder viele Besucher auf „ihren“ Friedhof, dann muss schließlich alles picobello sein. Allerdings wird die klassische Grabpflege sie in Zukunft nicht mehr in dem Maße in Anspruch nehmen wie bisher.

„Die Bestattungskultur hat sich, wie überall, auch bei uns in der Gemeinde geändert. Wir haben schon die Hälfte Urnenbeisetzungen, und die Tendenz steigt“, meint Olaf Braß, Bau- und Friedhofskirchmeister der ev.-ref. Gemeinde.

Verwandte werden entlastet

Ein Trend, der sich vor allem bei dem 2012 erbauten Kolumbarium zeigt, dem oberirdischen Gewölbe zur Aufbewahrung von Urnen. 48 Fächer für je zwei Urnen gibt es in den grau glänzenden Granitblöcken, davon sind 19 bereits belegt. Und, man mag es kaum glauben, weitere acht sind bereits reserviert. 1950 Euro inklusive Beschriftung kostet ein Fach, das man für 20 Jahre kauft und natürlich danach verlängern kann.

Aber nicht nur aus Kostengründen wird diese Art der Bestattung immer beliebter. Viele Betroffene wollen ihren Kindern oder anderen Verwandten nicht zumuten, sich jahrzehntelang um die Grabpflege zu kümmern. Völlig schmucklos müssen übrigens auch die grauen Tafeln nicht aussehen: Seitdem die Fläche davor gepflastert ist, kann, wer will, dort Blumen ablegen oder bepflanzte Schalen hinstellen. „Gern, aber in Maßen gerne“, schränkt Claudia Jung ein.

Der Trend weg von der klassischen Sargbestattung hat die Gemeinde außerdem zu folgenden Überlegungen veranlasst: „Wir planen einen Friedwald“, erzählt Claudia Jung. Und zwar auf dem „Feld A“: Dort wurde nach einem geologischen Gutachten die Ruhezeit von Sargbestattungen auf 30 Jahre erhöht, seitdem liegt diese Fläche brach. Daran angrenzend stehen hohe Tannen, ein idealer Bereich also zur Anpflanzung eines Friedwaldes. Die Gemeinde hat bereits die Wirtschaftlichkeit berechnet und dem Presbyterium vorgelegt, jetzt wird noch ein externer Gutachter beauftragt, der all dies prüft. „Wir sind seit etwa eineinhalb Jahren in der Planung. Es gibt auch einen Investor, der das alles mitfinanziert“, so Friedhofskirchmeister Olaf Braß. Nun muss nur noch das Presbyterium grünes Licht geben und die Landeskirche ihr Einverständnis erklären.

Wenn alles klappt, könnte man im Frühjahr über die Anpflanzung nachdenken. Zwar stehen hier schon Tannen und Fichten, „aber ein paar Laubbäume und Sträucher wären schön“, meint Claudia Jung mit Blick auf das Areal.

Jeden Baum würde dann ein kleines Namenschild oder ein Stein zieren. Anonyme Bestattungen sind mit dem Glaubensgrundsatz der evangelisch-reformierten Kirche nämlich nicht zu vereinbaren.