Velbert. Am 1. Januar 2015 steigt die Grunderwerbsteuer von 5 auf 6,5 Prozent. Hausanbieter erleben in den letzten Wochen deutlich mehr Kaufinteresse. Unterschiedlicher Meinung sind die Immobilienexperten, ob es auf dem Velberter Markt noch genügend Objekte gibt

Kleine Renditen und ein historisch niedriges Zinsniveau führen dazu, dass immer mehr Menschen ihr Geld in Immobilien investieren. Gerade Familien verwirklichen ihren Traum vom Eigenheim. Ab 2015 wird die Erfüllung dieses Traums durch eine Erhöhung der Grunderwerbsteuer von derzeit 5 auf 6,5 Prozent empfindlich teurer. Dies führt dazu, dass viele noch vor Jahresende ein Eigenheim zu bekommen versuchen, bestätigt Achim Behn: „Wir konnten in den letzten zwei Wochen noch einmal eine verstärkte Nachfrage nach unseren Objekten verzeichnen.“

Einige Tausend Euro Mehrkosten

Der Leiter der Unternehmenskommunikation der Deutschen Reihenhaus AG, die 23 Doppel- und Reihenhäuser auf dem ehemaligen Woeste-Areal verkauft, rechnet vor, wie viel die geplante Erhöhung tatsächlich ausmacht: „Bei dem Erwerb unseres günstigsten Hauses zu einem Preis von 230000 Euro würde es schon allein 3450 Euro Unterschied machen, ob ich es jetzt oder nächstes Jahr kaufe.“ Behn findet, dass das Land es mit solchen Anhebungen besonders den Familien richtig schwer macht. „Als Folge kaufen die lieber was günstigeres auf dem Land und entziehen letztlich damit den Städten die Kaufkraft.“

Dass mit der Erhöhung NRW gleichzieht mit dem zur Zeit teuersten Bundesland Schleswig-Holstein rechnet Paul Nacke, Vertriebsleiter Wobau, vor: „Zusammen mit der Maklercourtage, den Notar- und Gerichtskosten kommt man ab dem nächsten Jahr somit auf Kaufnebenkosten von 12,5 Prozent. Das wäre für eine Familie, die ein Haus zu einem Preis von 250000 Euro kauft schon 31000 Euro. Und das, wo wir früher mal eine Grunderwerbssteuer wie in Bayern von zurzeit 3,5 Prozent hatten.“ Obwohl viele Kaufwillige jetzt noch versuchen, vor Jahresfrist Eigentum zu erwerben, ist der Immobilienexperte sicher: „Es gibt in Velbert noch genug Häuser zu kaufen.“

Das sieht Maklerin Doris Bolz völlig anders: „Ich mach diesen Job seit 20 Jahren, so einen Stillstand des Marktes wie jetzt habe ich noch nicht erlebt.“ Zwar gebe es eine große Nachfrage, aber so gut wie keine Angebote mehr. „Immobilien sind im Augenblick eine der besten Anlagen. Wer eine hat, investiert lieber in sein Eigentum, statt es zu veräußern.“ Und weil Banken für die Gewährung von Hausfinanzierungen häufig hohe Sicherheiten, wie einen Eigenkapitalanteil von 30 Prozent verlangten, sehe es auch bei Eigentumswohnungen nicht besser aus: „Wer nur kleines Geld hat, kauft eine Wohnung für 80000 Euro. Die sind alle weg.“