Seit einer Woche leitet Bruder Dietmar Brüggemann das Ordensleben der Franziskaner in Neviges. Der 57-jährige Opernfreund, der zuletzt in Füssen im Allgäu war, sieht sich nicht als Chef, sondern will vielmehr Seelsorger für seine acht Mitbrüder sein.
Die Namensgleichheit mit seinem Vorgänger ist Zufall. „Nein, ich bin nicht mit Bruder Othmar verwandt“, meint Bruder Dietmar Brüggemann und schmunzelt. Das tut er gern, überhaupt strahlt der neue Leiter der Franziskanergemeinschaft viel Optimismus, ja, gute Laune aus. Ein Ordensleiter, der Loriot liebt: Hinter den Klostermauern darf, soll bei aller Ernsthaftigkeit auch gelacht werden.
Vorfreude auf das Predigen
„Ich sehe mich hier nicht als Chef, vielmehr als primus inter pares. Mein Schwerpunkt ist, das Gemeinschaftsleben zu leiten, eine Art Hausoberer zu sein“, so der 57-jährige gebürtige Sauerländer. In der Vergangenheit war der Guardian auch zugleich Wallfahrtsleiter, dieses Amt hat nach der Umstrukturierung jetzt Pfarrer Bruder Frank Krampf inne. Als Guardian leitet Bruder Dietmar nicht nur die Gemeinschaft, sondern hält als Pfarrvikar auch Gottesdienste, worauf er sich besonders freut. „Zu predigen, Gottesdienste zu gestalten, das sind meine Stärken.“ Was er als sehr angenehm empfindet: „Die Wege sind gut gespurt, es gibt aber noch Gestaltungsfreiräume.“ Ansonsten hat er von der Gemeinde einen ausgezeichneten ersten Eindruck: „Hier wird viel mit Ehrenamt betrieben, das ist alles sehr lebendig.“
Auch Ordensbrüder brauchen Ansprache, brauchen jemanden, dem sie sich anvertrauen können, der ihnen zuhört, der hinguckt und sieht, wo der Schuh drückt. Und als Guardian obliegt dem 57-Jährigen natürlich auch die Organisation des ganz normalen Alltags im Kloster. „Das hat sich in den Jahren aber gut eingespielt, da muss nichts geregelt werden.“
So bereitet reihum einer für alle Frühstück und Abendessen „Das geht ganz einfach nach Alphabet.“ Auch der Einkauf ist geregelt: „Einmal in der Woche ist jemand für den Großeinkauf verantwortlich, der bekommt einen großen Zettel mit, weiß aber auch so ganz gut Bescheid.“ Auch da sieht er also keinen Anlass, etwas zu ändern.
Von Neviges hat der Franziskaner, der unter anderem als Krankenhaus- und Pfarrseelsorger an der Medizinischen Hochschule Hannover, in Dortmund, in Paderborn und zuletzt in Füssen im Allgäu beschäftigt war, noch nicht allzu viel gesehen. Auf eines freut sich der Opernliebhaber und Musikfreund schon jetzt: „Ich habe mal geschaut, das Programm in Wuppertal und Essen ist ja sehr schön.“
Diese kleine Fluchten, die sind ihm wichtig. Auch der Kontakt zu seiner Familie liegt ihm am Herzen, zu seinen Geschwistern, die er mindestens einmal im Jahr beim Familienfest im heimischen Brilon sieht. „Man muss mal raus, muss den Kopf frei kriegen.“ Um dann gestärkt und in sich ruhend in die Ordensgemeinschaft zurück zukehren. „Bloß nicht alles so verbissen sehen“, sagt der Loriot-Fan. Und schmunzelt.