Sprockhövel. „Stefan ist schwul“, steht an der Tafel und rückt mit dem Zusatz „ich auch – Marc“ und einem fröhlichen Smiley das Thema in ein ganz anderes, deutlich positiveres Licht.


„Stefan ist schwul“, steht an der Tafel und rückt mit dem Zusatz „ich auch – Marc“ und einem fröhlichen Smiley das Thema in ein ganz anderes, deutlich positiveres Licht.

Dass bestimmte sexuelle Neigungen nicht als Makel zu sehen sind, sondern ganz normal sind, war ein Themenschwerpunkt des zweitägigen Sexual-Workshops „Räume der Vielfalt“ an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule. Dabei ging es um sexuelle Orientierung und Prävention und brachte den Schülern der neunten Klassen Themen näher, die über den normalen Sexualunterricht der Schule hinausgehen. Zehn Vertreter der schulischen Sozialarbeit, von „Pro Familia“ des EN-Südkreises und „Rosa Strippe Bochum“ leiteten das Projekt. Als „Eisbrecher“ lud man den Kölner Internetstar Jan Winter ein, der sich mit seinen You-Tube-Videos zur sexuellen Aufklärung deutschlandweit einen Namen gemacht hat. Ein Bewusstsein für Homo- und Transsexualität zu schaffen sowie Homophobie und Ausgrenzung zu bekämpfen, stand ganz oben bei den Zielvorgaben. Außerdem wurden das erste Date, das erste Mal und Verhütungsmaßnahmen sowie Aids-Prävention thematisiert. Dabei kam auch Anschauungsmaterial der Geschlechtsorgane zum Einsatz.

Im Mittelpunkt standen die Themen der Schüler. „Die Jugendlichen konnten Fragen stellen. Es kam zu intensiven Diskussionen unserer Schüler“, sagt Schul-Sozialarbeiterin Christine Niephaus. „Wir haben uns den Themen bewusst locker genähert, haben Fragebögen ausgeteilt, ein Quiz angeboten und die Schüler auch einem Perspektivwechsel unterzogen“, erklärt Pro-Familia-Vertreterin Geraldine Dura, die den Workshop konzipierte. So habe man die Jugendlichen auf witzige Weise mit Tabuthemen konfrontiert und versucht, sie auch in Andersdenkende hineinzuversetzen. Die Authentizität würde hierbei ebenfalls eine große Rolle spielen, indem auch die Pädagogen selbst von eigenen Erfahrungen berichten, erklärt Diplom-Pädagoge Markus Chmielorz als Vertreter der „Rosa Strippe“. Im Gegensatz zum gewöhnlichen, zumeist ernsten Biologieunterricht konnten die Heranwachsenden auch persönliche Fragen stellen und Einblicke in die eigene Gefühlswelt offenbaren. Von diesem Angebot haben die Neuntklässler schließlich auch reichlich Gebrauch gemacht und erörterten in einer lebhaften Diskussionsrunde, was ihnen auf der Seele lag. Hierbei konnten sich die Jugendlichen der Schweigepflicht der Pädagogen sicher sein. Außerdem beschränkte man sich bewusst auf kleine, gleichgeschlechtliche Workshop-Gruppen. „Die Schüler waren sehr angetan von dem Angebot. Auch von den Eltern ist das durchweg positiv aufgenommen worden“, erklärt Schul-Sozialarbeiterin Lena Hilgendiek.