Sprockhövel. Vor etwas mehr als fünf Jahren wurden in einer eindrucksvollen Aktion zwei Bronzeglocken aus der im Jahre 2006 geschlossenen Kirche in Obersprockhövel nach Nie-dersprockhövel gebracht. Daran erinnert der Archivpfleger der evangelischen Kirchengemeinde Sprockhövel, Ulrich Sdroyek. Und der kennt sich aus. Er lenkt den Blick auf die Glocke namens „Romanus“. Anlass ist die bereits im Oktober 2008 vom Amt für Denkmalpflege in Westfalen vorgesehene Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Sprockhövel, die im August 2013 erfolgte.

Vor etwas mehr als fünf Jahren wurden in einer eindrucksvollen Aktion zwei Bronzeglocken aus der im Jahre 2006 geschlossenen Kirche in Obersprockhövel nach Nie-dersprockhövel gebracht. Daran erinnert der Archivpfleger der evangelischen Kirchengemeinde Sprockhövel, Ulrich Sdroyek. Und der kennt sich aus. Er lenkt den Blick auf die Glocke namens „Romanus“. Anlass ist die bereits im Oktober 2008 vom Amt für Denkmalpflege in Westfalen vorgesehene Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Sprockhövel, die im August 2013 erfolgte.

Als diese Glocke 1527 aus Bronze gegossen wurde, bekam sie in gotischen Buchstaben eine lateinische Inschrift, die im übertragenen Sinne lautet: „Romanus werde ich genannt, o hört es doch! Ich rufe euch zu den Freuden des Lebens“. Die Benennung erfolgte nach einem der drei Altäre, dem St. Romanus-Altar in der alten Kirche.

In dieser alten St. Januarius-Kirche rief die Glocke die katholischen Christen 59 Jahre zu Messen und Andachten, bis die Gemeinde 1586 geschlossen zum lutherischen Glauben wechselte. In der nun evangelischen Kirche läutete Romanus weitere 198 Jahre bis zum Jahre 1784. Da begann man, die baufällig gewordene Kirche abzureißen.

Nach der Grundsteinlegung im Jahre 1785 und Fertigstellung der heutigen Zwiebelturmkirche kam die Glocke wieder in die Glockenstube und läutete rund 145 Jahre bis zum Jahr 1937.

Rettung vor dem Schmelzofen

In dieser Zeit hatte der Glockengießer Rincker aus Sinn festgestellt, dass die Glocke von dem Klöppel derart eingeschlagen sei, dass sie im „unmittelbaren Bereich der Gefahr des Springens ist“. Er empfahl, den Klöppel um 90 Grad zu drehen und die Glocke nicht mehr zum Tagesanlässen, sondern nur noch zu besonderen läuten zu lassen.

Dies geschah bis zum Jahre 1942. Es war Krieg und die auf Hochtouren laufende Rüstungsindustrie benötigte Bronze zur Waffenproduktion. Bereits 1940 sicherte Generalfeldmarschall Göring in einer Anordnung eine Entschädigung für beschlagnahmte Metalle nach Kriegsende zu. Auch die „Romanus“ wurde beschlagnahmt; sie kam als eine von etwa 90 000 Glocken aus ganz Europa zur Reichssammelstelle ins Hamburger Hafengebiet. Von diesen Glocken wurden bis zum Kriegsende etwa 75 000 eingeschmolzen.

Ulrich Sdroyek: „Im April 1948 wurde die Gemeinde benachrichtigt, dass die Glocke Nr. 13.45.48, die „Romanus“, mit dem Schiff aus Hamburg in Münster angekommen sei und abgeholt werden könne. Sie wurde im Glockenstuhl wieder eingehängt. Da man inzwischen das Gebot der Schonung vergessen hatte, läutete sie täglich, bis sie nach sieben Jahren in die neu erbaute Kirche in Obersprockhövel überführt wurde. Hier diente sie der Gemeinde 50 Jahre lang und läutete ebenfalls täglich.“